Secession

Massive Eiche, so gar nicht virtuell

Daniel Dewar & Grégory Gicquel, Ausstellungsansicht Secession 2021
Daniel Dewar & Grégory Gicquel, Ausstellungsansicht Secession 2021Sophie Thun
  • Drucken

Gleich drei sehenswerte bzw. denkwürdige Ausstellungen hier sind selten. Allein die surrealen Möbel im Keller sind der Hammer.

Der Aufruf an die Eliten zur Rückbesinnung aufs Handwerk folgt industriellen Entwicklungsschritten wie das Amen im Gebet. So wurde die rasante Digitalisierung und Virtualisierung unserer Welt im vergangenen Jahrzehnt von einer exzessiven Hingabe urbaner Bohemiens zur Kochkunst, Tischlerkunst, Schusterkunst etc. begleitet. Genauso wie schon in Wien um 1900 der Massenproduktion mit feinstem Handwerk der Wiener Werkstätten geantwortet wurde, ebenfalls für eine reiche, bürgerliche Oberschicht. Diese hat das allerdings eher mäzenatisch finanziert, heute legt man im besten Fall gleich selbst Hand an das dadurch noch individualisiertere Werkstück.

Daniel Dewar und Grégory Gicquel sind das künstlerische Pendant dieses Trends, noch dazu mit der passend korrekten, ökologischen Fußnote dazu. Bei der Lyon Biennale vor zwei Jahren hatte das englisch-französische Künstler-Duo seinen großen Auftritt, jetzt wurden diese massiven Objekte auch ins Untergeschoß der Wiener Secession gewuchtet. Aus Eichenblöcken haben Dewar/Gicquel groteske Möbel geschnitten und geschliffen. Ein Handwerk, das sie sich selbst erarbeiteten, davor haben sie sich u. a. schon im Töpfern versucht, worauf eine Reihe handgemachter, ziemlich scheußlicher brauner WC-Muscheln hinweist – die Marcel Duchamps einst zur Kunst erhobenes Industrie-Urinal praktisch ad absurdum führen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.