Wir sollten verstanden haben, dass es in Auschwitz zwar geendet, aber nicht begonnen hat. Und uns muss klar sein, dass die Geschichte des Holocaust nicht zur Ausgrenzung anderer oder zur Abwertung ihrer Leiden taugt. Über koloniale Verbrechen, Achille Mbembe und den Historikerstreit 2.0, der gerade mit Vehemenz geführt wird.
Zur Erinnerung an den 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz-Birkenau fanden in Israel und Polen knapp hintereinander zwei Gedenkveranstaltungen statt. Die erste in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, 50 Staats- und Regierungschefs nahmen daran teil. Die zweite, wenige Tage später, vor dem ikonischen Torhaus zum Vernichtungslager Birkenau, ebenfalls mit zahlreichen internationalen Gästen. Ein weiterer Beleg für die erfolgreiche globale Institutionalisierung des Holocaust-Gedenkens? Tatsächlich handelte es sich um zwei miteinander konkurrierende Veranstaltungen – auf Grund eines Streits, wer bei welcher Gelegenheit sprechen dürfe: Zeichen des äußert heftig geführten „Memory War“ zwischen Polen und Russland um den Zweiten Weltkrieg, seine Vorgeschichte, polnischen Antisemitismus und russische Nachkriegspolitik.