Was tun, wenn der Nachbar auf dem Land das Horst-Wessel-Lied singt? Der neue Roman „Über Menschen“ von Juli Zeh.
Schon wieder hat Dora die Pandemie vergessen! Wie kann das passieren? Vielleicht weil die Maßnahmen auf dem Land weniger sichtbar sind als in der Stadt? Vielleicht aber auch, weil Juli Zeh erst in der zweiten Fassung ihres Romans „Über Menschen“ die Pandemie eingebaut hat.
Dora, eine Werbetexterin Mitte dreißig, ist von Berlin nach Bracken gezogen, von der Metropole in ein brandenburgisches Kaff, von der hippen Innenstadtwohnung in ein altes Gutsherrenhaus mit Renovierungsbedarf. Ihren Freund Robert hat sie zurückgelassen, er hat sich ganz dem Klimaschutz im Windschatten von Greta Thunberg verschrieben und dann noch der Corona-Apokalypse, und Dora konnte nicht mehr mit – mit seinen immer extremer werdenden Ansichten und seinem Verhalten, das nur noch ideologischen Parametern folgte.