Pizzicato

König Viktors sieben Gesetze

Der berühmteste Sohn der Magyaren, der Herrscher über den Balaton und die Donau zwischen Rajka und Mohács, über Buda und Pest und die gesamte Puszta, übte sich in Bescheidenheit.

Viktor Orbán, Ungarns Sieger aller Klassen, hätte 95 Thesen an der Matthiaskirche anschlagen oder vor dem Parlament zwei Steintafeln mit zehn Geboten aufstellen können. Doch er beschied sich mit sieben Gesetzen, die er an einer Metalltafel an der Burg, seinem Amtssitz, anbringen ließ. Eine Verkündung vom Burgberg.

Ein Best-of des Orbán-Credos: „Jedes ungarische Kind ist ein neuer Wachtposten! Uns gehört nur das, was wir verteidigen können! Jedes Match dauert so lang, bis wir es gewinnen! Grenzen hat nur das Land, die Nation hat keine! Kein einziger Ungar ist allein!“

Am Sendungsbewusstsein eines national-religiösen Führers, der seine Fidesz-Partei aus der Knechtschaft der EVP und sein Volk in die Visegrád-Staaten führte, fehlt es König Viktor nicht. Beim Auftakt zur Fußball-WM-Qualifikation, dem 3:3 gegen Polen in Budapest, klappte es noch nicht so ganz. Dabei erzielte just Willi Orbán, Leipzigs Abwehrchef, das 3:2. San Marino und Andorra, die nächsten Gegner, indes zittern bereits. Und die Landsleute fragen sich, was wohl jetzt als Nächstes kommt. Ein tägliches(r) Gulyás, ein Dekret, serviert von Regierungssprecher Gergely Gulyás? (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.