Quergeschrieben

Meine Nerven liegen blank, die anderer offenbar auch

Je länger die Coronakrise andauert, desto auffälliger ändern manche Mitmenschen ihr Verhalten: Neid, Rücksichtslosigkeit, Aggression – mit unbekannten Spätfolgen.

Wir haben also einen Ostgipfel in Sachen Coronakrise hinter und sechs Tage Totalsperre in Wien, Niederösterreich und Burgenland vor uns. Oder mehr? Warum das Virus fast eine Woche Vorlaufzeit erhält, dann aber in nur sechs Tagen gestoppt werden soll, erschließt sich dem Hausverstand nicht. Regionales, nationales Ratespiel? Da darf es nicht verwundern, dass viele Nerven blank liegen. Die eigenen, die anderer auch, weshalb es mitunter zu eigenartigen Veränderungen im Verhalten vieler Mitmenschen kommt. Jedenfalls im Osten des Landes.

Irgendwie ist das auch verständlich in einer Zeit, in der es kein anderes Thema mehr gibt als Covid-19. Jeder Nachrichtenblock auf allen Kanälen besteht – gefühlt – zu zwei Dritteln aus Virus, Impfen und Verwirrung. Fast scheint es, als existierte die Welt außerhalb Österreichs gar nicht mehr. Da fokussiert sich der Blick auf einen Tunnel, an dessen Ende kein Licht auftaucht, sondern nur das eigene Ich. Anders sind gewisse „Phänomene“ zumindest in der Bundeshauptstadt Wien nicht wirklich zu erklären. Zugegeben, hier war schon in Vor-Pandemie-Zeiten ein etwas höherer Aggressionspegel zu beobachten als anderswo. Man erkannte ihn in öffentlichen Verkehrsmitteln bereits an den Blicken: An wem kann ich meine übellaunige Empörung abarbeiten? Diese Bereitschaft hat sich in letzter Zeit jedoch merklich ausgebreitet.

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