„Wir sterben nicht“, sagt seine Romanfigur Heinrich IV. einmal „– was aber einfach heißt, dass wir das Unsere getan haben.“
150. Geburtstag

Der ewige Abschied von Bruder Heinrich

Die fesselndste Geschichte, die von Heinrich Mann geblieben ist, steht in keinem seiner Romane – es ist eine Bruderbeziehung: Vom Ruhm und Verschwinden des Autors von „Der Untertan“ und „Professor Unrat“.

Es waren einmal zwei Brüder. Der jüngere fühlte sich dem älteren insgeheim tief unterlegen, gerade deswegen bekämpfte er ihn immer wieder bis aufs Blut – und zwar mit Tinte. Die zwei Brüder hießen Heinrich und Thomas Mann. Und der, der sich unterlegen fühlte, war nicht Heinrich, sondern Thomas.

Kein Roman der beiden hat dieses Drama je geschildert. Aber irgendwie erzählen fast alle ihre Werke auf die eine oder andere Weise davon. Der lang in Lebens- und vor allem sexuellen Dingen unsichere Jüngere konnte durch eine spöttische Bemerkung seines überheblichen Bruders jahrelang gekränkt sein. Voller Widerwillen, ja zeitweise Hass lief Thomas Mann gegen den Bruder und seine Bücher an, großzügige Versöhnungsgesten kamen fast nur von der anderen Seite. „Wüste, grelle, krampfige Lästerungen der Wahrheit und Menschlichkeit“ warf er ihm in einem Brief vor. In den „Betrachtungen eines Unpolitischen“ attackierte er ihn kaum verhüllt als seelenlosen „Zivilisationsliteraten“. Immer in Rage, obwohl er wusste, dass er literarisch der weitaus Größere war.

Warum über das Brüderpaar schreiben an dem Tag, an dem Heinrich Mann im Mittelpunkt stehen sollte, weil sein Geburtstag sich zum 150. Mal jährt? Ganz einfach: Weil diese Beziehung das fesselndste, vielschichtigste, ergreifendste Drama ist, das von Heinrich Mann heute bleibt. Weil diese so verzwickte, nie restlos entschlüsselbare Bruderbeziehung bis heute fasziniert. Was Heinrich Manns Bücher kaum noch tun.

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