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Fotografin Herlinde Koelbl: „Die Angst entstand aus dem Vollen“

Herlinde Koelbl im Jahr 2015 vor Bildern von Angela Merkel aus der Langzeitstudie „Spuren der Macht“ in der Ludwiggalerie Schloss  Oberhausen.
Herlinde Koelbl im Jahr 2015 vor Bildern von Angela Merkel aus der Langzeitstudie „Spuren der Macht“ in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen.Rolf Vennenbernd / dpa / picture
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Ohne Freiheit keine Kreativität: Fotografin und Dokumentarfilmerin Herlinde Koelbl hat mutigere Zeiten erlebt. Warum man sich auf den anderen einlassen und mehr spüren muss.

Das Retuschieren von Fotos ist gang und gäbe. Ist das ein neues Phänomen?

Herlinde Koelbl: Manipulation gab es früher auch, speziell in der Politik, aber sehr viel seltener und es war schwieriger durchzuführen. Man musste etwas händisch aus dem Negativ herausretuschieren. Es war ein viel größerer Aufwand, als schnell einmal etwas mit Photoshop wegzuretuschieren.

In der Modefotografie geht ohne Photoshop offenbar gar nichts mehr.

Ich glaube nicht, dass es heute noch ein Modefoto gibt, das nicht retuschiert, gestreckt oder irgendwie bearbeitet ist. Es ist absolut üblich, Fotos zu verändern.

Welche Wirkung hat das auf die Betrachter?

Gerade in der Modefotografie sieht man sehr schlanke und schöne Menschen, das ist ein Vorbild, das natürlich nie erreicht werden kann. Jeder Mensch hat irgendwo Stellen, die nicht perfekt sind. Vor allem junge Menschen, und da vor allem Frauen, haben dadurch das Gefühl, alles Mögliche tun zu müssen, um perfekter zu werden. So entsteht bei ihnen das Gefühl, fehlerhaft zu sein, das ist nicht gut für das Selbstwertgefühl.

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