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Seyran Ateş: „Orthodoxe hinterfragen den Sinn nicht“

Speisegebote in der Religion wurden oft aus hygienischen Gründen aufgestellt – Seyran Ateş hinterfragt ihren Zweck in der heutigen Zeit.
Speisegebote in der Religion wurden oft aus hygienischen Gründen aufgestellt – Seyran Ateş hinterfragt ihren Zweck in der heutigen Zeit. AFP via Getty Images
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Als Vertreterin einer liberalen Auslegung des Islam wehrt sich Seyran Ateş gegen das sklavische Befolgen von Regeln und gegen Religion als Mittel zur Kontrolle von Menschen.

Religion kann als Richtschnur zur Orientierung Sicherheit geben. Aber kann ein solches Regelwerk auch zum Problem werden?

Seyran Ateş: Als gläubiger Mensch finde ich das nicht problematisch. Die Frage ist, inwieweit ich mein Leben durch ein Regelwerk nach Vorstellungen aus dem 7. und 8. Jahrhundert einrichte. Das kann bedrohlich sein und einengen. Aber gleichzeitig kann es für die Menschen unglaublich viel Zufriedenheit, Hoffnung, Antworten auf Verzweiflung geben. So wie ich meine Religion oder den Koran verstehe, muss auch eine heilige Schrift historisch-kritisch betrachtet werden. Alle Suren, alle Legenden und Geschichten um den Propheten und seine Gemeinde müssen wir immer im Kontext der Zeit und der Psychologie des Menschen in seiner Zeit betrachten.

Viele hinterfragen das nicht, sondern halten einfach die Regeln ein, weil es Regeln sind.

Und an dieser Stelle finde ich, dass Religion zu einem Herrschafts- und Machtinstrument wird, das ausschließlich Kontrollfunktion hat.

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