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Eiskunstläuferin Katarina Witt: „Zuckerbrot und Peitsche“

Makellos, mitreißend und erfolgreich: Katarina Witt gewann 1984 in Sarajewo ihr erstes Olympiagold.
Makellos, mitreißend und erfolgreich: Katarina Witt gewann 1984 in Sarajewo ihr erstes Olympiagold.Getty Images
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Als „Carmen on Ice“ eroberte Eiskunstläuferin Katarina Witt einst auch die ganze Sportwelt. Ein sehr emotionales Gespräch über Talent, Drill, „Frau Müller“, DDR, Show und George Bizet.

Sie haben im Eiskunstlauf wirklich alles gewonnen, was es in dieser grandiosen Sportart zu gewinnen gibt. Sie sind auch Jahrzehnte später immer noch ein Vorbild für viele. Welche Rolle erfüllt sie, sehen Sie sich selbst auch als Heldin?

Katarina Witt: Nein. Als Heldin fühlte ich mich nie. Aber das Wissen, etwas Besonderes in meiner Sportart geleistet zu haben, das erfüllt mich schon mit Stolz. Das gelingt mir jetzt mit zunehmendem Alter erst umso besser, zu verstehen, was ich geleistet habe und dass man damit auch in einigen Geschichtsbüchern steht. Da ist etwas, auf das ich wirklich mit Freude und Erfüllung zurückblicken kann.

Wenn wir kurz in die Vergangenheit zurückblicken: Sie haben sicher sehr viel Zeit, Tränen und Emotionen für Ihren Sport geopfert, mussten dabei auch mit zahlreichen Entbehrungen leben. Parallel dazu wuchs unaufhaltsam der Drill. Wie sind Sie damals damit umgegangen?

Na ja, das eine geht halt nicht ohne das andere. Ein gewisser Drill, Disziplin und „Zwang zum Glück“ gehört dazu, denn als junge Sportlerin hatte ich schon meine Flausen im Kopf. Zwar wird heute sehr viel über strenge Methoden und Drill diskutiert, und es ist richtig, wenn man sensibel darauf schaut, dass die Würde eines Kindes geachtet wird. Aber auch meine Karriere oder die von anderen Weltklassesportlern, die Einmaliges geleistet haben, zeigen, dass Kinder extrem leistungsfähig sind. Es bleibt immer die Frage, wie man sie dazu bewegt oder motiviert – und das war vor vierzig Jahren sicherlich etwas anders, als es heute der Fall ist. Aber: Nur mit Weichei-Methodik kommst du auch nirgends an, oder?

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