12 Jahre „Die Presse am Sonntag“

Juli Zeh: „Wir sind Widerspruch“

Juli Zeh ist schon vor vielen Jahren in ein kleines Dorf in Brandenburg gezogen und fühlt sich dort sehr wohl.
Juli Zeh ist schon vor vielen Jahren in ein kleines Dorf in Brandenburg gezogen und fühlt sich dort sehr wohl.Amin Akhtar / laif / picturedesk
  • Drucken

Wir sind nicht mehr in der Lage, mit Ambivalenz umzugehen, sagt die Schriftstellerin Juli Zeh. Stattdessen ziehen wir es vor, unser Umfeld „sortenrein“ zu halten. Ein Gespräch über den Wert des Anderssein.

Ihr neuer Roman „Über Menschen“ ist gerade erschienen. Er spielt in dem brandenburgischen Dorf Bracken im Jahr 2020, mitten während der Coronapandemie. Als Leser hat man das Gefühl, einen nahezu tagesaktuellen Text zu lesen. Sie müssen in den vergangenen Monaten rund um die Uhr geschrieben haben.

Juli Zeh:So schlimm war es gar nicht: Ich hatte mein Buch Anfang 2020 fertig und wollte es nur mehr in Ruhe überarbeiten. Dann begann im Februar die Coronapandemie, und da der Text schon davor unheimlich nah am Zeitgeist war, konnte ich nicht ignorieren, dass sich die Situation völlig geändert hatte. Ich hatte zwei Möglichkeiten: Neu schreiben oder alles wegschmeißen – das wollte ich zuerst auch. Aber irgendwie tat es mir leid um den Text, und deshalb entschied ich mich dazu, ihn an 2020 anzupassen. Das hat viel Arbeit gemacht, aber es war nicht so, dass ich täglich zwölf Stunden daran gesessen wäre. Vor allem aber hat sich das Schreiben sehr seltsam angefühlt, weil ich heute über das schrieb, was gestern passiert war. Und ich wusste ja nie, wie sich alles entwickeln würde. Es war aufregend, so dicht an einer aktuellen Situation entlangzuschreiben.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.