Sie haben die gleiche DNA in ihren Zellkernen – und entwickeln dennoch Unterschiede: eineiige Zwillinge.
12 Jahre „Die Presse am Sonntag“

Essay: Die DNA als Wahrsagerin

Für mehr als die Hälfte der Unterschiede zwischen Menschen sind deren Gene verantwortlich. So können wir einiges aus diesen lesen. Die Frage ist, wie wir diese Information interpretieren – und wofür wir sie nützen dürfen.

Ein Jahrhundert der Forschung hat die meisten Wissenschaftler davon überzeugt, wie wichtig ererbte DNA-Unterschiede für physische und psychische Merkmale sind. Im Durchschnitt ist die Genetik für mehr als die Hälfte der Unterschiede zwischen Menschen verantwortlich. Neu ist, dass die DNA-Revolution es im vergangenen Jahrzehnt ermöglicht hat, manche dieser Unterschiede von Geburt an vorherzusagen, nur aus der DNA heraus. Im Unterschied zu anderen Prädiktoren kann die DNA-Wahrsagerin ihre Vorhersagen von der Geburt an treffen, da ererbte DNA-Unterschiede sich von der Wiege bis zum Grab nicht ändern, von der einzelnen Zelle, mit der unser Leben begonnen hat, bis zu den Billionen Zellen in unseren erwachsenen Körpern.

Die Frage ist nicht, ob die DNA-Revolution die Gesellschaft beeinflussen wird, sondern wie, wann und in welchem Ausmaß sie das tun wird. Zum Beispiel haben einige Länder DNA-Testungsprogramme als Teil ihrer öffentlichen Gesundheitsvorsorge eingeführt, um Gesundheitsprobleme wie Herz-Kreislauf-Krankheiten vorherzusagen und diesen dann vorzubeugen. Da ererbte DNA-Unterschiede sich vom Moment der Empfängnis an nicht mehr ändern, ist DNA ein perfektes Frühwarnsystem.

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