12 Jahre „Die Presse am Sonntag“

Die „Mutter“ des mRNA-Impfstoffs: „Geld war nie meine Motivation“

Die Biochemikerin Katalin Karikó, nobelpreisverdächtig.
Die Biochemikerin Katalin Karikó, nobelpreisverdächtig. Rachel Wisniewski
  • Drucken

Die gebürtige Ungarin Katalin Karikó, die „Mutter“ der mRNA-Technologie, blickt zurück auf ihre anfangs schwierige Zeit in den USA und erklärt, warum dank ihrer Forschung der Impfstoff gegen Covid so schnell entwickelt werden konnte.

In Österreich gibt es ein Wechselspiel von Lockdowns und Lockerungen. Müssen wir mit Corona leben lernen?

Katalin Karikó: Ich habe keine Kristallkugel, um die Zukunft zu prognostizieren. Es sind noch zu viele Fragen offen. Wir wissen nicht, wie viele Variationen es geben wird, ob und welche davon wie oft mutieren. Die Coronaviruspandemie ist eine Pandemie der Atemwege. Daher kann man nicht oft genug das Einhalten der Grundregeln wiederholen: Maske, Mindestabstand im Freien und Vermeidung von Menschenansammlungen in geschlossenen, engen Räumlichkeiten. Denn je größer die Aerosoldichte, desto größer die Ansteckungsgefahr.

Sie werden die „Mutter des mRNA-Impfstoffs“ genannt und sind auch für den Chemienobelpreis im Gespräch. Erzählen Sie uns, wie Sie von Ungarn in die USA gekommen sind.

Ich liebe Ungarn, und hätte ich einen spannenden Job, wäre ich heute noch in meiner alten Heimat. Ich verließ Ungarn 1985, weil ich ein verlockendes Angebot an der Temple University in Philadelphia erhielt, das mir die Chance bot, mein Wissen über Molekularbiologie zu vertiefen und eine adäquate akademische Karriere zu verfolgen. Da ich ein Jobangebot hatte, war es mir untersagt, Devisen ins Ausland zu transferieren. Mein Mann und meine Tochter durften jeweils 50 Dollar mitnehmen. Das war damals viel Geld in Ungarn. Im Teddybär schmuggelten wir 900 Pfund. Das war unser Startkapital. Ich hatte ausgerechnet, dass wir mit dem Geld einen Monat auskommen würden. Der Anfang war extrem schwer. Wir besaßen nur das, was wir am Leib trugen. Dazu kam, dass wir keine Menschenseele kannten. Nicht die Sprache sprachen. Und ich hatte nicht einmal die blasseste Ahnung, wer meine Arbeitgeber sind. Wir lebten von der Hand in den Mund. Es war ein täglicher Kampf ums Überleben. Es gibt das Sprichwort: Der Fisch schwimmt nur, wenn er ins Wasser geworfen wird. Ich kann das nur bestätigen. Ich musste schnell schwimmen lernen, sonst wäre ich untergegangen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.