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Mamphela Ramphele: „Wir müssen lernen, menschlich zu sein“

Mamphela Ramphele im Wahlkampf 2014 für die von ihr gegründete Partei Agang SA. Später schied sie aus der Politik aus.
Mamphela Ramphele im Wahlkampf 2014 für die von ihr gegründete Partei Agang SA. Später schied sie aus der Politik aus. Getty Images
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Die Ko-Präsidentin des Club of Rome, Mamphela Ramphele, über die Lehren der Coronapandemie, Auswege aus der Klimakrise und eine neue menschliche Zivilisation.

Buschbrände, Hurrikans, Überschwemmungen, Dürren – die Folgen des Klimawandels sind heute allgegenwärtig. Glauben Sie, dass die Welt die Dringlichkeit der Lage inzwischen verstanden hat?

Mamphela Ramphele: Nein, und ich schließe hier Entscheidungsträger in sehr wichtigen Positionen mit ein. Letztlich hat dies zur Coronavirus-Pandemie geführt, aber auch da haben wir anfangs nicht verstanden, wie fundamental sie unsere Lebensweise verändern würde. Sogar heute reden die Menschen noch von „Erholung“ – als ob wir uns jemals von dem, was passiert ist, erholen könnten. Wir haben den Planeten auf so vielfältige Weise missbraucht. Die Welt hat sich verändert, weil wir begrenzte Ressourcen nicht so sorgfältig eingesetzt haben, dass alles Leben auf diesem Planeten erhalten werden kann.

Was schlagen Sie vor?

Wenn wir überleben wollen und es uns gut gehen soll, müssen wir verstehen, dass wir Teil eines miteinander verbundenen und ineinandergreifenden Netzwerks des Lebens sind. Nicht nur wir, die Menschen, sondern wir als Teil der Natur. Wenn man das versteht, dann versteht man auch, was Evolutionsforscher sagen: Die Gattungen, die in einem Ökosystem am besten gedeihen, sind jene, die den größten und besten Beitrag zum Wohlergehen anderer Spezies leisten. In unserer derzeitigen menschlichen Zivilisation geht es nur um „ich“, „mich“ und „mein“. Das haben wir in der Pandemie gesehen: Europa und die USA kaufen Vorräte von Impfstoffen auf, um ihre eigene Bevölkerung abzusichern. Aber das Virus betrifft die ganze Menschheit! Dies ist nur die erste von vielen Pandemien, die kommen werden. Wenn wir uns vor den schlimmsten Auswirkungen schützen wollen, müssen wir holistisch denken. Wir müssen unsere Denkweise ändern.

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