mit Federn, Haut und Haar

Zu den erheblichen Kollateralschäden der Political Correctness

Denk- und Diskussionsverbote breiten sich nach US-Muster wie rosa Leichentücher über Gesellschaft und Unis. Leute mit abweichender Meinung werden niedergebrüllt.

Im „Quergeschrieben“ vom 3.3. ging es Anna Goldenberg um den positiven Wertewandel in der jungen Journalistenzunft bezüglich jeder Form von Diskriminierung. Alarmierend ist allerdings ihre Relativierung des Faktischen und ihr Plädoyer für eine engagierte Subjektivität. Denn das fördert eine böse Kehrseite einer gut gemeinten Political Correctness (PC), behindert den offenen Diskurs, fördert missbräuchliche Rassismus- und Sexismusvorwürfe oder den Einsatz verletzter Gefühle als Keule gegen missliebige Zeitgenossen. Im Sinne der PC findet vielfach ein eskalierender Konkurrenzkampf vor allem um das Genderthema statt, samt Ausgrenzung von Leuten mit anderer Meinung. Das ist gefährlich für die liberale Demokratie, die sich ja als offene Wissensgesellschaft versteht. Die wachsenden Einschränkungen von Denken, Diskurs und selbst von Wissenschaft sind für sie reines Gift.

Mit ihrer Unterstützung einer bemühten PC besorgen die von Goldenberg angesprochenen Journalisten letztlich das Geschäft der Nebelwerfer, Rattenfänger und Populisten. Die Folgen sind bereits spürbar. Bedrohlich etwa, dass die „weißen alten Männer“ (selbst wenn es sich dabei um arrivierte Frauen handelt) an den Kunstunis gemobbt werden, weil dort Aktivistinnen den Ton angeben, welche Sachthemen und disziplinierte Wissenschaft verächtlich links liegen lassen. Generell triumphiert auch in Gesellschaft und Medien ein schräger Diskurs samt postmodernistischer Beliebigkeit jenseits aller Wissensinhalte – auch im Dienste schierer Machtspielchen gegen „die Eliten“. Braucht es solch extreme Speerspitzen im Kampf für eine gerechte Gesellschaft, oder aber befeuern sie bloß ihren weiteren Zerfall? Wahrscheinlich beides.

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