Diskurs

Olympia und die quälende Frage nach der Impfung

Wartet auf seine Impfung: Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger.
Wartet auf seine Impfung: Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger.APA/AFP
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ÖOC-Generalsekretär Mennel fordert die raschestmögliche Impfung österreichischer Olympia-Sportler. Die Politik spielt auf Zeit.

Tokio/Wien. Je näher die Olympischen Sommerspiele in Tokio (ab 23. Juli) rücken, desto mehr stellt sich die Frage des Corona-Impfschutzes der teilnehmenden Sportler. Das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) hat diese Woche eine rasche Impfung potenzieller Tokio-Teilnehmer gefordert, auch um gegenüber Athleten anderer Nationen keinen Wettbewerbsnachteil zu haben. Sportminister Werner Kogler (Grüne) meinte nun, dass eine Impfung nur für aktuell qualifizierte rot-weiß-rote Athleten realistisch sei.

Die „Kleine Zeitung“ (Samstagausgabe) fing seine Aussagen zu dieser ÖOC-Forderung am Freitag in Graz ein. Grundsätzlich sei er dem Ansinnen gegenüber aufgeschlossen, aber schnell werde es nicht gehen. Kogler: „Deshalb sehe ich für jene Sportler, die sich noch qualifizieren müssen, kaum eine Möglichkeit. Bei denen, die an Olympia teilnehmen, sollte es sich aber ausgehen. Sportler würden auch nur in Regenerationsphasen geimpft werden können, man müsse mit Impffolgen und -reaktionen rechnen.“ Kogler betonte, dass es im Impfsystem nur nach dem Alter ginge, also von den Älteren zu den Jüngeren. Ausnahmen gebe es keine. Es müsse daher auch ethische und moralische Diskussionen geben dürfen, wenn es wirklich Ausnahmen geben sollte. Wenn, dann sieht Kogler die eben erst am Anfang des Sommers: „Ende Juni, spätestens Ende Juli, sollten ja alle eine Impfung haben, die eine brauchen bzw. wollen. Da ist es dann schon im Juni absehbar, dass man wenige hundert Impfungen vorziehen kann.“

„Höheres Infektionsrisiko“

Bei ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel sorgten Koglers Aussagen für Kopfschütteln: „Es ist schade, dass nicht mehr Verständnis da ist, dass Athleten, die noch um die Qualifikation kämpfen müssen, weil sie ein Jahr lang kaum Qualifikationsmöglichkeiten hatten, unter Umständen auch international Wettbewerbsnachteile erleiden und einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind.“ Höchstbelastungen würden ein höheres Infektionsrisiko nach sich ziehen.

Man sei bereits seit Ende Dezember mit den politisch Verantwortlichen im Gespräch, nun sei es aber schon fast April. „Wenn Anfang Mai geimpft würde, wäre es schon eher fünf nach zwölf“, sagte Mennel. Beim Impfstoff Johnson & Johnson wäre keine Zweitimpfung nötig, sonst wäre man dann aber schon im Juni einen Monat vor den Olympia-Wettkämpfen. Impfmäßig nicht abgedeckt wäre dann fast der gesamte Zeitraum der Vorbereitung und Qualifikationen.

Dabei ging es neben den noch zu erringenden Quotenplätzen auch um die nationale Ausscheidung für bereits errungene Quotenplätze, wie etwa im Triathlon. „Da müssen wir halt dann beide Athleten impfen, es kann doch nicht an ein paar Impfdosen liegen“, meinte Mennel. Man müsse das immer in Relation sehen, da die Chance Olympia nur alle vier bzw. aktuell fünf Jahre komme. Andere Länder hätten das erkannt, in Serbien etwa seien alle Tokio-Athleten bereits geimpft.

Indes steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Tokio wieder an. Am Samstag meldete der Olympia-Austragungsort 430 Neuinfektionen binnen eines Tages. Das ist der höchste Stand seit 18. Februar. Erst vor einer Woche hatte die konservative Regierung des Landes nach mehr als zwei Monaten den Notstand aufgehoben. Viele Japaner fürchten durch die Austragung der Spiele eine weitere Ausbreitung des Virus. (red/age)

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