Morgenglosse

Bühnentod abgesagt

++ THEMENBILD ++ CORONA: KULTUR IM LOCKDOWN
++ THEMENBILD ++ CORONA: KULTUR IM LOCKDOWN(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
  • Drucken

In Frankreich, in Italien steigen die Künstler auf die Barrikaden. In Wien verschiebt man lieber.

„Ich möchte auf der Bühne sterben“ - Frankreichs Künstler nehmen das vergleichsweise ernst. Mit solchen Transparenten besetzten sie Anfang März jedenfalls das Odeon Theater. Vorigen Samstag taten es ihnen die italienischen Kollegen nach, sie zogen protestierend zur Rialto Brücke und blockierten sie. Stürmten das Piccolo Theater in Mailand.

Und die Wiener? Die sagten die Revolution mal lieber wieder ab. Wobei Kunst-Revolutionen in Wien sowieso immer eine gewisse Peinlichkeit besitzen - Kunst und Revolution, die „Uni-Ferkelei“ 1968 im NIG, Sie erinnern sich.. Dabei hatte das eine Gruppe rund um Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen und Autoren diesmal überraschend subtil angelegt, jedenfalls klang das so - für Samstag war eine „Kunstgebung“ angekündigt, man wollte wie bei einem Stationentheater durch die Stadt ziehen. Von wegen, man dürfe nicht auftreten, nicht spielen.

Aber keine Sorge, Sie haben nichts versäumt bei ihren Ostereinkäufen. Der theatrale Moment wurde angesichts der Maßnahmenverschärfungen kurzfristig verschoben. Nicht aus Jux und Tollerei, wie Ruiss betonte. Genaus wie man nicht aus Jux und Tollerei auf die Straße gehen wollte.

Schade eigentlich. Vielleicht wäre das genau der richtige Ansatz in dieser sinnlosen, wahnsinnigen Zeit. Sinnloser, wahnsinniger Aktionismus, das vermisst man irgendwie aus der Kunstszene. So brav war sie noch nie. Soviel Subventionen bekam sie auch noch nie. Nicht einmal in Österreich.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.