Blockade

Suezkanal-Blockade verursachte bis zu zwei Milliarden Euro Schaden

Ever Given container ship is pictured in Suez Canal, in Suez Canal
Ever Given container ship is pictured in Suez Canal, in Suez CanalVIA REUTERS
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Der Schaden ist damit geringer als ursprünglich angenommen. Man sollte den Fokus in Zukunft jedoch auf regionale Lieferketten legen, so Logistikexperten.

Die Blockade im Suezkanal durch das Containerschiff „Ever Given”, die nahezu eine Woche andauerte, dürfte die Wirtschaft zwischen 1,5 und zwei Milliarden Euro gekostet haben, errechnete der Logistikexperte der Wirtschaftsuniversität Wien (WU-Wien), Sebastian Kummer. Damit dürfte die Weltwirtschaft deutlich weniger belastet werden als zuvor angenommen. Schätzungen der Allianz Versicherung waren jüngst noch von einem Schaden von bis zu zehn Milliarden Euro pro Woche ausgegangen.

Größter Schaden in Lieferketten

Der größte Schaden sei in der Lieferkette entstanden, werde jedoch gemindert, wenn die Behebung der Krise nun rasch passiert, so Kummer. Er rechnet damit, dass nun alle versuchen werden, die verlorene Zeit aufzuholen. „Ich gehe davon aus, dass die Lieferketten jetzt zwar durchaus gestört sind, aber natürlich alle versuchen werden das aufzuholen. Das heißt, die Schiffe werden die letzten Seemeilen schneller fahren, man wird versuchen in den Häfen schneller umzuschlagen", so Kummer.

In Zukunft sollte die Abhängigkeit von globalen Zulieferungen reduziert und mehr Gewicht auf regionale Lieferketten gelegt werden, so Kummer. Weiters schlägt der Experte vor, dass große Containerschiffe bei Sturm mit Schleppern durch den Kanal gezogen werden könnten, um derartige Unfälle zu vermeiden.

Wie reagiert der Versicherungssektor?

Sorgen bereiten ihm außerdem mögliche Reaktionen des Versicherungssektors: „Im schlimmsten Fall könnte es passieren, dass die Versicherungen sagen, bei den großen Containerschiffen ist uns das Risiko einer großen Störung zu hoch und wir übernehmen für den Suezkanal keine Deckung," sagte Kummer. Das würde für Ägypten den Verlust von Einnahmen in Millionenhöhe bedeuten, sollten Schiffe wieder vermehrt den Umweg um Afrika nehmen.

Nachwirkungen im Welthandel

Nach Ansicht der Kieler IfW-Forscher wird die Blockade im Suezkanal auch nach der Freilegung des Kanals noch nachwirken, denn sie habe schon durch die Coronakrise entstandene Engpässe im maritimen Welthandel verschärft, erklärte das Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Montag. „Schon die Coronakrise hat für Verwerfungen im maritimen Handel gesorgt und die Preise für den Container-Transport explodieren lassen", sagte IfW-Experte Vincent Stamer. Die Schiffshavarie im Suezkanal und ihre Nachwirkungen seien nun eine zusätzliche Belastung. „Das treibt tendenziell die Preise für den Seehandel nach oben, was sich früher oder später auch in den Produktpreisen niederschlagen dürfte."

(APA)

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