Quergeschrieben

Die Freiheit stirbt zentimeterweise

FILE PHOTO: People pay tribute to beheaded teacher Samuel Paty in Paris
FILE PHOTO: People pay tribute to beheaded teacher Samuel Paty in ParisREUTERS
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Die liberale Gesellschaft ist gefährdet – nicht durch Covid-Gesetze, sondern durch islamistischen Fundamentalismus und falsch verstandene Political Correctness.

Man ist rasch gekränkt dieser Tage. Ein falsches Wort, eine Übersetzerin mit falscher Hautfarbe, zu wenig oder zu viel Genderbewusstsein, schon flutet Empörungsprosa durch die sozialen Medien. Wer den Propheten des Islam beleidigt, riskiert sein Leben. So wie ein junger Religionslehrer in Bradley, einer Textilindustrie-Stadt in West Yorkshire mit großem indischen und pakistanischen Bevölkerungsanteil. Er hatte im Unterricht über Blasphemie gesprochen und eine Mohammed-Karikatur hergezeigt.
Wie das Amin im muslimischen Gebet folgte eine „Smartphone-Fatwa“: So nennen es Islamexperten, wenn im Frühmittelalter stecken gebliebene Tugendwächter mithilfe moderner Kommunikationstechnologien zu Protesten, ja, zu Mord aufrufen. Der Direktor des Gymnasiums bat „uneingeschränkt um Verzeihung für den Einsatz des völlig unangemessenen Unterrichtsmaterials“ und suspendierte den 29-Jährigen. Das ist den Eltern zu wenig, sie fordern dessen Entlassung – oder seinen Tod.

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Die Free Speech Union (FSU) verurteilt nun die auf „Druck eines zensorischen Mobs“ erfolgte Suspendierung und geißelte die direktorale Entschuldigung als „Übernahme islamischer Ansichten“. Auch Ex-Schatzkanzler Sajid Javid, Sohn pakistanischer Einwanderer, spricht Klartext: Natürlich dürfe man in Großbritannien Religionen hinterfragen, „diese hart errungene Freiheit muss von jeder öffentlichen Institution durchgesetzt werden“. Nun ist die Schule aus Sicherheitsgründen geschlossen, der Lehrer, von dem Name und Adresse im Netz kursieren, musste wegen Morddrohungen untertauchen. Mehr Mut als ihr Direktor bewiesen etliche Schülerinnen und Schüler: In einer Online-Petition, die innerhalb von zwei Stunden viertausend Menschen unterzeichnet haben, fordern sie die Rückkehr ihres Lehrers, er sei weder rassistisch noch islamophob.

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