Leitartikel

Die liebe Familie schaut mehr auf sich als auf das Familiensilber

HINTERGRUNDGESPRAeCH 'OeSTERREICHISCHER EU-RATSVORSITZ 2018': KNEISSL / KURZ / BLUeMEL
HINTERGRUNDGESPRAeCH 'OeSTERREICHISCHER EU-RATSVORSITZ 2018': KNEISSL / KURZ / BLUeMELAPA/HERBERT NEUBAUER
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Den Einblick in die Postenvergabe der ÖVP hätten wir uns gern erspart. Aber gut zu wissen, wie locker mit dem Staatsvermögen umgegangen wird.

Wir alle haben es gewusst. Postenschacher – darüber haben Medien jahrelang regelmäßig berichtet. Und ebenso oft haben sich Oppositionsparteien darüber echauffiert – je nachdem, wer gerade nicht auf der Regierungsbank saß. Denn die höchst seltsame, höchst intransparente Vergabe von feinen Jobs an Personen des jeweiligen Vertrauens ist nichts, was eine politische Partei für sich gepachtet hätte. Ob SPÖ, ÖVP, FPÖ oder jetzt auch Grüne: Sobald eine politische Partei in Österreich an die Macht kommt, wird bei den Posten in der staatsnahen Wirtschaft umgefärbt. Und wortreich erklärt, dass die betroffenen Personen selbstverständlich qualifiziert wären und deren plötzliches Avancement überhaupt nichts mit Politik zu tun habe.

Wir alle haben es gewusst – nämlich, dass es nicht so ist, wie die Politik uns glauben machen will. Und wir alle haben uns darüber geärgert, um dann achselzuckend zur Tagesordnung überzugehen.

Man könnte es nun als „Pech“ für die ÖVP und als „Glück“ für uns Staatsbürger und Staatsbürgerinnen werten, dass im Zuge von Hausdurchsuchungen diverse Mobiltelefone beschlagnahmt worden sind. Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Die Besetzung des Vorstands der Staatsholding Öbag mit dem ÖVP-treuen Thomas Schmid war mehr als unappetitlich. „Kriegst eh alles, was du willst“, schrieb etwa Sebastian Kurz an den ehrgeizigen Schmid. Und Gernot Blümel verfasste die (zumindest für Schmid) beruhigende Textnachricht: „Du bist Familie.“ „Familienmitglied“ Thomas Schmid bekam denn auch den Posten vor genau zwei Jahren.

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