Kunsthalle Krems

Patricia Piccinini: Mit Babyhaut und Mutterliebe in die Zukunft

Peter Hennessey
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Die australische Hyperrealistin Patricia Piccinini gibt uns wenig Interpretations-Spielraum: Nur mit Empathie und Mütterlichkeit werden wir ihren Skulpturen nach eine neue, genmanipulierte Welt auch umarmen können.

Die Laborsituation war noch nie realistischer. Vielleicht wird man bald nur noch getestet ins Museum, in die Kunsthalle gehen können. Maske trägt man ja schon. Der Handdesinfektionsspender ist bereits Selbstverständlichkeit. Hätte man früher tatsächlich, ohne zu Zögern, einfach die feuchte Hand ausgestreckt, um „The Offering“ anzunehmen? Um dieses zu Beginn dieser Ausstellung so weise dargebotene Angebot – oder ist es eher ein Kunst-Opfer? – zu befühlen? Dieses neugeborene Wesen in einem Nestchen aus Fell, das ein wenig wie ein Igelbaby wirkt, darf tatsächlich gestreichelt werden, ganz sanft, jede Runzel der Haut, jede Wimper der Augen berührt. Denn die australische Künstlerin Patricia Piccinini kennt ihr Publikum, kennt uns nur zu gut. Und hilft uns mit diesem rücksichtsvollen Trick, die eigenen Reflexe und Gelüste unter Kontrolle zu bringen – ihre Skulpturen berühren zu wollen.

Andachtsvolles Antatschen – das Los der hyperrealistischen Bildhauer seit dem Alten Ägypten wohl, wo man schon mit allen technischen Finessen versuchte, den dargestellten Toten eine lebendige Präsenz, ein Nachleben zu verschaffen. Mit eingesetzten Augen aus Bergkristall, mit täuschend echten Hautfarben. In der Antike führte man das weiter u. a. in der Bemalung, die heute verloren ist.

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