Wiener Ansichten

Vienna Twentytwo oder: Wenn an der Donau der Hochhaus-Spargel wächst

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Seriell? Monoton? Nicht doch! „Urbane Vielfalt“! Eine Begegnung am Dr.-Adolf-Schärf-Platz, Wien Kagran.

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Wie wunderbar, der Lenz ist da. Und nicht nur für Veronika. Die Vöglein singen, die Häslein springen, und selbstverständlich wächst auch, wie schon vor hundert Schlagerjahren, der Spargel allenthalben. Was Wien betrifft, insonderheit der Hochhaus-Spargel, bevorzugt angebaut an U-Bahn-Trassen. So downgelockt können wir gar nicht sein, dass er nicht zu Erdberg, am Prater oder in Kagran mächtig ins Betonkraut schösse, auf dass Hochhaus-Urbanität werde, so fröhlich und lebendig, wie wir's seit Jahrzehnten aus der Donau City kennen.
Wer wollte sich auch dem Zauber entziehen, der Magie, dort ausgestrahlt, wo sich ewiggleiche Betongeschoße mehrdutzendweise übereinanderstapeln! Wer könnte jenes vibrierende Spiel der Formen verkennen, das erst im stupiden, Pardon, stupenden x-fachen Dacapo kenntlich wird! Grau in Grau ist das neue Bunt, die Wiederholung unsere neue Mannigfaltigkeit!
Gewiss, da gibt es auch die Kleingeister, die solcherlei für seriell, womöglich monoton halten. Nicht doch! Wer's noch immer nicht glauben mag, dem schmettern wir es halt plakatwandhoch entgegen, gleich an Ort und Baustelle. „Urbane Vielfalt“, so ruft's seit Monaten weit hinaus ins Donaustädter Land, wo aus der kolossalen Baugrube des Projekts Vienna Twentytwo die nicht weniger kolossale „neue Donaustadt“ in den Himmel wächst: ein Baumassenkonvolut, bekrönt von zwei Hochhaustürmen, deren kleinerer, bloß charmante 110 Meter Höhe messend, eben erst die Dachgleiche erreicht hat.
Und seien wir ehrlich: Wie anders als urban vielfältig ließe sich beschreiben, was sich schon jetzt hinter diesen Plakatwänden begibt – wie sich da die Einfalt jeder einzelnen Etage zur monumentalen Hochhaus-Vielfalt repetiert! Ja, so neu war die Donaustadt noch nie. Und so urban vielfältig wird sie nicht so bald wieder sein. Hoffentlich.

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