WM-Qualifikation

Deutschland sucht sein EM-Team

DFB-Teamchef Joachim Löw
DFB-Teamchef Joachim LöwAPA/AFP/DANIEL MIHAILESCU
  • Drucken

Joachim Löw feilt an seiner Abschiedsvorstellung: Serge Gnabry trifft, die Abwehr steht. Doch ist das genug für die Endrunde? Oder braucht es Thomas Müller als Spezialkraft?

Duisburg. Einspielen für die EM-Endrunde lautete die Devise von Joachim Löw für den Länderspiel-Auftakt im neuen Jahr. Das Turnier im Sommer ist schließlich seine Abschiedsvorstellung nach 15 Jahren als deutscher Nationaltrainer. Das Aufwärmen ist gelungen, nach den Siegen gegen Island (3:0) und Rumänien (1:0) soll heute (20.45 Uhr, live RTL) gegen Nordmazedonien (Österreichs EM-Auftaktgegner) der makellose Start in die WM-Qualifikation prolongiert werden. „Die Mannschaft ist ehrgeizig, die Mannschaft ist willig, die Mannschaft strahlt einen guten Spirit aus“, erklärte der 61-Jährige.

Die erste wesentliche Erkenntnis hat Löw für sich selbst gezogen: In Bukarest bot er erstmals seit viereinhalb Jahren zweimal in Folge eine identische Startelf auf und spielte zweimal zu Null. Die Abstimmung zwischen Innenverteidigung (Ginter/Rüdiger) und Mittelfeldblock (Gündogan/Kimmich/Goretzka) scheint zu funktionieren. Die Rückkehr des ausgemusterten Mats Hummels ist deshalb weniger ein Thema als die Personalie Thomas Müller. Derzeit bekleidet Chelsea-Jungstar Kai Havertz den rechten Flügel mit Freiheiten ins Zentrum, jene Position die auch dem Bayern-Urgestein liegt. Die große Frage: Hat der 20-jährige Havertz genug Kraftreserven um nach seiner ersten Saison in der Premier League noch im Sommer bei einem EM-Turnier groß aufzuspielen? Und würde sich Routinier Müller umgekehrt mit einer Back-up-Rolle zufrieden geben?

Setzt sich Müller auf die Bank?

Löw hielt sich dazu bedeckt, erinnerte jedoch an seine Spezialkräfte beim WM-Triumph 2014 in Brasilien. Das Goldtor im Finale erzielte damals Joker Mario Götze nach Vorarbeit des ebenfalls eingewechselten André Schürrle. Ein Turnier werde nicht mit elf Spielern gewonnen, betonte Löw. Der ehemalige Bayern-Präsident Uli Hoeneß warb jedenfalls auffällig demütig für seinen 2018 ausgemusterten Star: „Thomas ist heiß auf die Nationalmannschaft. Er wird kein Stinkstiefel sein, wenn er mal auf der Bank sitzt.“

Klar wurde auch, dass Löws Strategie vorerst nicht auf einen klassischen Mittelstürmer baut. Timo Werner rotiert wohl gegen Nordmazedonien ins Team, ansonsten erhält aber Serge Gnabry den Vorzug. Dieser hat mit 15 Toren in 19 Partien eine eindrucksvolle Bilanz vorzuweisen, doch zeigte die generelle Chancenverwertung gegen Rumänien, dass er allein zu wenig sein könnte.

Im Trainingslager in Tirol samt Testspielen gegen Dänemark (voraussichtlich Innsbrucker Tivoli) sowie Lettland (Düsseldorf) wird Löw seinem EM-Team den letzten Schliff verpassen. Mit Weltmeister Frankreich, Titelverteidiger Portugal und Ungarn geht es bei der Endrunde gegen andere Kaliber – zugleich würdige Aufwartung für Löws Abschiedstournee. (swi)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.