Osterruhe

Kulturtipps: Was tun im Lockdown?

Christoph Drexler (l.) und Lollo Pichler
Christoph Drexler (l.) und Lollo PichlerIngo Pertramer
  • Drucken

Von Britney Spears bis Barbara Schöneberger, von verschnupften Osterhasen und Christoph & Lollo haben wir Ihnen hier ein paar analoge wie digitale Highlights zusammengetragen, mit denen sich die Osterruhe gut vertreiben lässt.

Der Humor macht den Anfang. Am Karfreitag wäre auch in normalen Zeiten kaum ein Kabarett als Live-Event zu finden. In dieser unnormalen Zeit haben wir uns schon dran gewöhnt, dass Komödiantisches nur digital zu uns kommt. So sei das Duo Christoph und Lollo empfohlen, das seit 25 Jahren mit unkonventionellen Liedern und Shows das Herz erfreut. Von ihnen gibt es online auf YouTube ein Lied über Pfingsten und eines über Weihnachten, aber keines über Ostern. Auf facebook.com/ christophundlollo versorgen uns die Wiener Christoph Drexler und Lollo Pichler derzeit auch mit Schmähs und mit einem langen Interview mit "Erstes Fernsehen Erfreuliche Universität". Es lohnt sich auch, durch die Homepage des Duos zu schmökern und "Das traurige Tagebuch zweier Skispringerlieder-Sänger" nachzulesen: "21.03.08: Vereinsheim, München. Wussten Sie, dass es in manchen Teilen Deutschlands, dem sogenannten Freistaat Bayern z. B., verboten ist, am Karfreitag Musik zu machen?" von Veronika Schmidt

Doku, Film und Serie

Framing Britney Spears
Framing Britney SpearsFelicia Culotta

Glanz und Grauen des Showbusiness lösen seit jeher besondere Reize bei einem Publikum aus, das mit seinem unglamourösen Leben sonst ganz zufrieden ist. Nicht umsonst widmet sich Hollywood am liebsten sich selbst (etwa im heurigen Oscar-Nominierungskaiser "Mank") und lässt damit regelmäßig die Kinokassen klingeln. Auch im Streamingkosmos geht es gern um Einblicke in die oft gnadenlose Unterhaltungsindustrie, und Ostern ist da besonders reichhaltig: Auf Amazon Prime startet am 5. April die von der "New York Times" mitproduzierte Doku "Framing Britney Spears", die in den USA unlängst für Wirbel gesorgt hat. Im Fokus steht nicht nur die Karriere eines Popsternchens, sondern auch die Kontroverse um die Vormundschaft durch ihren Vater. Der Unterstützungsbewegung #FreeBritney hat der Film neuen Auftrieb gegeben. Zwei Broadway-Ikonen widmet sich hingegen die Miniserie "Fosse/Vernon" mit Sam Rockwell und Michelle Williams (ab 2. 4., Disney+). Und um den 2003 verstorbenen italienischen Schauspielstar geht s auf Netflix in "Permette? Alberto Sordi". von Katrin Nussmayr

Feministische Literatur

Amma hat endlich eine Uraufführung angesehenen Londoner National Theatre ergattert. Ihr Stück handelt von Amazonen. Ammas Tochter Yazz rollt die Augen über ihre exzentrische Sixties-Mutter. Bernardine Evaristo, britische Schriftstellerin mit nigerianischen Wurzeln, hat die Geschichte schwarzer Frauen im snobistischen Britannien aufgeschrieben. Für ihren Roman erhielt sie 2019 den Booker-Preis. Interessant ist, dass die Hautfarbe nicht immer eine entscheidende Rolle spielt, eher der Zeitgeist, der sich stark gewandelt hat, im Positiven wie im Negativen. "Mädchen, Frau etc." macht Lust, mehr Bücher von Evaristo zu lesen. Eine Verfilmung ist in Vorbereitung. von Barbara Petsch

Theater aus Koblenz

Pension Schöller
Pension SchöllerMatthias Baus

Im richtigen Leben werden wir Theaterfreunde wahrscheinlich nicht so bald nach Hamburg oder Berlin kommen und schon gar nicht nach Koblenz. Der dortige Intendant Markus Dietze steht einem über 200 Jahre alten Architekturjuwel vor. Auf YouTube plaudert Dietze über dessen anstehende Sanierung. Er hat aber auch für einen Spielplan gesorgt, der in Coronazeiten goldrichtig ist und sich von den düsteren Weltuntergangsübungen der Konkurrenz auf erfrischende Weise abhebt: Der alte Komödienheuler "Pension Schöller", jüngst im Burgtheater seriös und mit Hintersinn aufpoliert (im Bild), ist ebenso aus Koblenz zu erleben wie Martin Crimps abgründiger Beziehungskrimi "Auf dem Land" und "Das Sparschwein", noch ein Lustspielklassiker, aber von Eugène Labiche. Ab neun Euro, mehr auf nachtkritik.devon Barbara Petsch

Oster-Buchtipps für Kinder

„Herr Leander, der Osterhase, hat eine dicke Schnupfennase, genau an Ostern, wie gemein..." Was also tun, wenn der Osterhase kurzfristig erkrankt? Gut, wenn man Freunde hat! Und so bittet Leander den Esel Finn, ihm zu helfen. Gemeinsam mit dem Eichhörnchen, den Bibern und der Meise schafft es die Truppe, doch noch Osterfreude zu verbreiten. Michaela Holzinger hat mit "Esel Finn kriegt Ostern hin“ eine bezaubernde Ostergeschichte geschrieben, die Themen wie Freundschaft, Mut und Vertrauen aufgreift. Die Illustrationen von Markus Zöller verbreiten gute Laune. von Daniela Tomasovsky

Podcast-Tipp: Schöneberger 

Barbara Schöneberger
Barbara SchönebergerGetty Images

Es gibt Podcasts, um die mache ich lange einen Bogen. Das ist genauso bei gehypten Serien wie "The Queen's Gambit" oder Büchern wie dem von Barbara Petsch oben empfohlenen Roman von Bernardine Evaristo. Wenn alle etwas loben, löst das erst recht Skepsis bei mir aus. Meist kippt meine distanzierte Haltung, die Neugierde siegt, und ich will mir eine eigene Meinung bilden. "Queen's Gambit" habe ich kürzlich auf Netflix gebingt und fand es, obwohl Schachbanausin, grandios. Evaristos feministischen Roman "Mädchen, Frau etc." habe ich nach 100 Seiten gelangweilt zur Seite gelegt. Der Podcast von Moderatorin und Spaßmacherin Barbara Schöneberger ist auch so: Ich dachte lang, das ist mir zu banal, zu Bruhahaha-lustig schon der Titel "Mit den Waffeln einer Frau" ließ mich die Augen rollen. Bis ich kürzlich der Empfehlung eines Bekannten gefolgt bin und in die Folge mit Schauspieler Matthias Schweighöfer (4. September 2020) gehört habe und überrascht wurde. Schöneberger ist der weibliche Thomas Gottschalk, nur in besser. Sie plappert drauf los, vieles ist belanglos, manches entbehrlich, hie und da treffen aber Witz und Wahrheit ideal aufeinander. In ihrem Podcast trifft sie Promis, vor allem Schauspieler und Sänger, und quatscht mit ihnen. Mit Schweighöfer über das Leben am Land, seine Flugangst, seine Schlafstörungen. Vor allem haben die zwei beim Plaudern so herzlich viel gelacht, dass es ansteckend war. Sie spielen ein Ratespiel, bei dem Schöneberger bei jedem Strafpunkt ein Marshmallow in den Mund nimmt und weiter Fragen stellen muss. Das klingt dämlich, ist aber richtig lustig. Jetzt probiere ich nach und nach auch andere Folgen aus. von Anna-Maria Wallner

Charity-Kunstauktion

Italian Homes von Monica Bonvicini
Italian Homes von Monica BonviciniGalerie Krinzinger

Gut, dass es Online-Formate gibt. In Zeiten wiederkehrender Lockdowns helfen sie als Vermittlungstool mit nahezu grenzenloser Reichweite auch am Kunstmarkt mit, den Betrieb aufrechtzuerhalten. In Sachen Online-Auktionen hat sich das Dorotheum eine Expertise erarbeitet. Wie bei eBay kann hier geschmökert und gefiltert werden, um dann vielleicht im richtigen Moment zuzuschlagen und obendrein auch Gutes zu tun. Ein attraktives Angebot zeitgenössischer Kunst hält aktuell die Benefizauktion für die One World Foundation bereit. Dieses Bildungs- und Sozialprojekt, das 1996 von Kathrin und Josef Messner in Sri Lanka gestartet wurde und in der heimischen Kunstwelt viele Unterstützer und Förderer hat, ist durch die Pandemie in seiner Existenz gefährdet. Bis zum 9. April können nun 152 Werke von 128 Künstlern aus 27 Ländern, darunter prominente Namen wie Noboyushi Araki, Monica Bonvicini, Jimmy Durham, Martha Jungwirth oder Heimo Zobernig, aber auch Jüngere wie Tauba Auerbach, Thean Chie Chan, Hanakam & Schuller oder Hans Schabus, ersteigert werden. www.dorotheum.at/owfvon Johanna Hofleitner

Unser Highlight der Woche

Modeschau als Teil der Kinokultur
Modeschau als Teil der KinokulturBobby Schmidt

Mit Stanley Kubricks "Spartacus" wurde das Gartenbaukino am 19. Dezember 1960 glanzvoll eröffnet. Neben den Filmen waren Modeschauen ein wesentlicher Teil der damaligen Kinokultur: Fünf Models (meist weiblich) trugen aktuelle Kollektionen der Wiener Modehäuser, Skimode, Pelze, Accessoires, sogar Hochzeitskleider waren zu sehen. Jetzt wird das Gartenbaukino umfassend saniert die Ästhetik der 1960er-Jahre soll aber beibehalten werden. So soll auch die ungewöhnlich farbenfrohe Gestaltung von damals wiederhergestellt werden. Das kostet Geld, ein Crowdfunding wurde aufgestellt: www.startnext.com/gartenbaukino

Die Kulturwoche als Newsletter

Die Kulturempfehlungen der „Presse"-Redaktion gibt es auch in Zeiten der Pandemie jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: Jetzt zum Kulturwoche-Newsletter anmelden

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.