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Mit Ausstellungen auf Reisen

Ausstellung von Herwig Turk, "Anamnese einer Landschaft", im Kunsthaus Wien, Untere Weißgerberstraße 13, 1030, bis 16. Mai, 10 18, kostenlos.
Ausstellung von Herwig Turk, "Anamnese einer Landschaft", im Kunsthaus Wien, Untere Weißgerberstraße 13, 1030, bis 16. Mai, 10 18, kostenlos. Herwig Turk
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Der Tagliamento Natur- und Kulturlandschaft: Beobachtungen des Künstlers Herwig Turk.

Ausstellungen mit Reisethematik sind die neue Lockdown-Mode. Vom Durchfahren kennen viele den 170 Kilometer langen Tagliamento, den letzten unregulierten, "verflochtenen" Fluss Mitteleuropas, in dem bei Niedrigwasser ein Netz mäandernder Kanäle mit Kies- und Sandbänken entsteht. Der Künstler Herwig Turk beschäftigte sich ein halbes Jahrzehnt in 20 Reisen mit seinem Ökosystem und Kulturraum, woraus "Anamnese einer Landschaft" mit einer 14-minütigen Videoinstallation, Siebdrucken und Bildern auf Röntgenleuchtkästen entstand.

"Ein Forstwirt, ein Schotterunternehmer, ein Geologe, ein Naturliebhaber oder ein Anrainer, jeder sieht den Fluss anders." Die Wasserstände überschwemmt bis ausgetrocknet zeigen, wie Ströme mit unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten einst funktionierten. Das angeschwemmte Totholz schafft vielerorts Habitate für Insektengesellschaften, in ökologischen Nischen floriert die Fisch diversität. "Anders als bei unseren Flussautobahnen", erkannte Turk bald, "haben wilde Ströme Selbstreinigungskräfte, durch die Siebwirkung des Schotters." Die beiden friulanischen Erdbeben von 1976 schufen eine schrumpfende Region, "ideale Bedingungen für Degrowth."

Die Bürgerinitiative "Associazione Assieme per il Tagliamento" verhinderte ein großes Bauvorhaben, das die Dynamik und Morphologie des Flusses, sein Gefälle, seine Sedimentierung gänzlich verändert hätte. Auch deshalb können Renaturierungsforscher hier untersuchen, wie biodiverse Auenlandschaften funktionieren. Inzwischen wissen wir, was alles verloren geht unter anderem ein sozialer Raum. "Im breiten Flussbett werden Dinge ausprobiert", erzählt Turk, "es kommt zu Bandenbildung, 16-Jährige fahren Motocross, Familien oder Liebespaare verwenden das kühle Wasser und die heißen Steine als ihren geschützten Ort." Kommt ein forschender Künstler zur Ruhe? "Gern wäre ich hier Tourist gewesen", so Turk, "einer, der nicht immer herumjagt und das beste Licht für Aufnahmen sucht. Einen meiner Aufenthalte verband ich mit Ferien. Aber der Familie ist meine Halbanwesenheit auf die Nerven gegangen."

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