Pizzicato

Pasta Mafioso

Die Pasta und ihre Zubereitung - für Italiener ein Kunstwerk. Ein Mafioso zelebrierte es wie ein letztes Abendmahl.

Bei der Pasta und ihrer Zubereitung können Italiener rabiat werden. Als neulich die „New York Times“ ein Rezept für Spaghetti Carbonara veröffentliche, war Italien im Nationalstolz verletzt. Carbonara und Tomatensauce – was für eine Barbarei! Aber was soll man schon erwarten von einem Land, das Pizza mit Faschiertem belegt, als wäre sie eine Abart des Burgers?

Die nationale Leidenschaft ist auch Mafiosi in Fleisch und Blut übergegangen. Francis Ford Coppola und Martin Scorsese, Regisseure italo-amerikanischer Provenienz, schwelgten in ihren Filmen darin, mit welcher Hingabe Mitglieder der Cosa Nostra und ihrer Ableger Knoblauch schnipseln und das Ragù alla Bolognese verfeinern. Kochen als familiäre Angelegenheit, als Festmahl nach einem Auftragsmord oder einer Familienfehde – das hat etwas Romantisches.

In der Dominikanischen Republik hat ein flüchtiger italienischer Mafioso das angebliche Klischee bestätigt. Statt sich im Keller, in einer Berghütte oder Höhle zu verkriechen, floh er in die Karibik. Und weil ihm die Tage dort zu lang wurden, produzierte er – vermeintlich anonym – mit seiner Frau Kochsendungen für einen YouTube-Kanal. Sein Gesicht kam nie ins Bild, seine tätowierten Hände führten die Polizei indessen auf seine Spur. Womöglich war eine Pasta Arrabbiata sein letztes Abendmahl in Freiheit.

E-Mail: thomas.vieregge@diepresse.com

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