Elektromobilität

VW wird zu „Voltswagen”: Wie ein Aprilscherz nach hinten losging

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GERMANY-AUTOMOBILE-ENVIRONMENT-SCIENCE-VOLKSWAGENAPA/AFP/RONNY HARTMANN
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Mittlerweile ist bekannt, dass die vermeintliche Umbenennung des deutschen Autobauers in „Voltswagen” als Aprilscherz gedacht war. Hinter dem PR-Gag steckt jedoch eine klare Strategie.

Die Meldung schien spektakulär: Aus Volkswagen soll in den USA „Voltswagen" werden. Im Zuge der strategischen Neuausrichtung des
deutschen Konzerns hin zur E-Mobilität ein überraschender, auf den ersten Blick aber durchaus passender Schritt. Allein: Die vermeintliche
Umbenennung ist ein geschickter PR-Gag, wie VW mittlerweile einräumte. Daran gibt es Kritik. Vor allem, weil das Unternehmen die Meldung anfangs bekräftigte und gleichzeitig die Aktie deutlich stieg.

In den sozielen Netzwerken sorgte der Gag für positive Rückmeldungen. Bei der US-Börsenaufsicht SEC sieht man den Vorfall jedoch etwas humorbefreiter. Der verfrühte Aprilscherz des deutschen Konzerns könnte Konsequenzen haben. Doch was war genau passiert?

Mediales Aufsehen

Ihren Anfang nahm die Posse mit einer angeblich
versehentlich zu früh veröffentlichten Pressemitteilung. Darin
teilte Volkswagen of America inklusive eines Statements ihres Chefs
Scott Keogh mit, der neue Name, ein Wortspiel mit Volt als Einheit
elektrischer Spannung, sei ein Bekenntnis zur E-Mobilität. Volkswagen selbst wählte bei der Bestätigung stets den Konjunktiv: „Wir tauschen vielleicht unser K gegen ein T aus, aber was wir nicht ändern, ist das Engagement dieser Marke, klassenbeste Fahrzeuge für Fahrer und Menschen überall zu bauen", erklärte Keogh.

Kurz darauf verschwand die Mitteilung wieder von der VW-Webseite, jedoch erst, nachdem US-Journalisten sie gesehen hatten. Die Nachricht sorgte wenig überraschend für mediales Aufsehen. Auch der US-Nachrichtensender CNBC berichtete. Für eine solche Werbung müssen Unternehmen sonst tief in die Tasche greifen.  In darauf folgenden Berichten von US-Medien ist zu lesen, dass VW die Namensänderung auf Nachfrage bestätigte. Und dass es sich dabei um eine ernst gemeinte Mitteilung handelt. Tatsächlich erschien die Pressemitteilung am nächsten Tag ein zweites Mal – nur, um kurz danach doch wieder gelöscht zu werden.

Der Deutschen Presse-Agentur erklärte ein VW-Sprecher in den USA
schließlich am Dienstagabend (Ortszeit): „Es wird keine Umbenennung
von Volkswagen of America geben. Die vermeintliche Umbenennung war
als Ankündigung im Geiste des 1. April gedacht, um den Start des
vollelektrischen SUV ID.4 hervorzuheben und unser Bekenntnis zur
Elektromobilität für alle mitzuteilen."

Jetzt drohen Konsequenzen

Für VW könnte das Verwirrspiel nun ernsthafte Konsequenzen seitens
der US-Börsenaufsicht SEC nach sich ziehen, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet. Denn infolge der Mitteilung sei der Aktienkurs am Dienstag um fast fünf Prozent gestiegen. Eine Reaktion seitens der SEC gab es dazu zunächst aber noch nicht.

Ein VW-Sprecher in Deutschland versuchte, die Wogen zu glätten und erklärte dazu am Mittwoch: „Eine Beeinflussung des Börsenkurses können wir aufgrund der Werbekampagne nicht erkennen. Das war und ist auch nicht Ziel der Aktion.” Die Absicht sei lediglich gewesen, Aufmerksamkeit „für ein wichtiges Unternehmens- und Industriethema in den USA” zu schaffen. Dazu sei eine integrierte nationale US-Marketingkampagne „auch mit einem Augenzwinkern” entwickelt und umgesetzt worden.

Die positiven Rückmeldungen in den sozialen Netzwerken würden zeigen, dass das Ziel erreicht worden sei. „Gleichzeitig bedauern wir, sollten wir in der Wahrnehmung Einzelner über das Kampagnenziel hinausgeschossen sein", erklärte der Sprecher weiter. Gesteuert habe die
Kampagne Volkswagen of America. Die zuständigen Bereiche der Marke
Volkswagen Pkw in Wolfsburg seien darüber im Voraus informiert
gewesen.

Aprilscherz sorgt für Kritik

Ganz ohne Kritik ging der PR-Stunt jedoch nicht über die Bühne:„Wenn VW halb so gut beim Klimaschutz wäre wie beim kalkulierten
Kalauern, man müsste sich nicht sorgen um die Zukunft des Konzerns",
kritisiert etwa Benjamin Stephan von Greenpeace die Aktion. Damit „Voltswagen“ kein „hohler PR-Gag bleibt, braucht VW einen klaren und schnellen Abschied vom Verbrennungsmotor", so Stephan.

Auch Pedro Pacheco, Autoexperte der Analysefirma Gartner,
bewertet die Werbeaktion kritisch: „Es ist zwar einerseits gut, dass
sie mutig sein wollen, da große Autokonzerne eher bekannt dafür
sind, ungern Risiken einzugehen", sagte er. „Aber es war ein
riskanter Schritt, der enttäuschte Kunden hinterlassen könnte."

Klarer Fokus auf E-Mobilität

Hinter dem polarisierenden PR-Gag steckt jedoch zweifelsfrei eine klare Strategie des deutschen Autobauers: Volkswagen setzt in den kommenden Jahren stark auf den Ausbau der E-Auto-Sparte. In diesem Jahr will man den Verkauf von Elektroautos mehr als verdoppeln, bis 2050 will das Unternehmen sogar CO2-neutral sein und damit zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten für Tesla werden. Am traditionsreichen Namen Volkswagen dürfte sich (vorerst) jedoch nichts ändern.

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