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Reaktionen auf Portisch-Tod: "Instanz der politischen Aufklärung"

Hugo Portisch im Jahr 2017 im Gespräch mit "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak.
Hugo Portisch im Jahr 2017 im Gespräch mit "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak.Die Presse/Clemens Fabry
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Bundeskanzler Kurz bezeichnet Portisch als "Teil österreichischer Zeitgeschichte“, die Stadt Wien sichert dem verstorbenen Journalisten ein Ehrengrab zu. Ö1 ändert sein Programm. Bundespräsident Van der Bellen: "War so etwas wie das 'Geschichtsbuch' Österreichs“.

Viele heimische Politiker und Journalisten kondolierten Donnerstagnachmittag der Familie und den Freunden der Journalistenlegende Hugo Portisch, dessen Ableben im 95. Lebensjahr Donnerstagnachmittag bekannt geworden war. Der ORF trauert um einen "seiner klügsten Journalisten, Analytiker des Weltgeschehens und einen der vehementesten Proponenten für einen reformierten Rundfunk".

Ohne ihn wäre die Institutionalisierung des unabhängigen Journalismus jahrelang Chimäre geblieben, teilte das größte Medienunternehmen des Landes in einer Aussendung mit. "Hugo Portisch war einer der bedeutendsten Journalisten in der Geschichte der Zweiten Republik und eine der prägendsten und wichtigsten Persönlichkeiten in der Geschichte des ORF", so ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz.

„Hochkomplexe Zusammenhänge vermitteln"

Bundespräsident Alexander Van der Bellen schrieb auf Twitter: "Mit Hugo Portisch ist ein herausragender Österreicher von uns gegangen. Er wird eine große Lücke in unserem Land hinterlassen. Portisch war nicht nur Journalist, er war außerdem so etwas wie das 'Geschichtsbuch' Österreichs", so der Bundespräsident. "Seine Art zu berichten war packend und verständlich, ihm gelang die seltene Kunst, hochkomplexe Zusammenhänge klar und deutlich zu vermitteln." Portisch habe nicht einfach nur berichtet, was war, "er ließ Österreich seine Zeitgeschichte spüren. Was er geschafft und geschaffen hat, wird uns allen erhalten bleiben. Er hat das Land, dessen Zeitgeschichte er vermittelte, auch aufgeklärt und damit nachhaltig geprägt."

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sah in Portisch eine "der ganz großen Persönlichkeiten unseres Landes". Mit ihm verliere Österreich einen "Jahrhundertjournalisten". Portisch sei für Generationen der Erklärer der Nation gewesen. "Er hat nicht nur Zeitgeschichte erzählt und erklärt, Hugo Portisch selbst ist ein Teil österreichischer Zeitgeschichte", so der Bundeskanzler. Einen der "ganz Großen", einen "herausragenden Journalisten, der uns die Welt ins Wohnzimmer gebracht hat" habe man verloren, bedauerte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). "Er war eine Instanz der politischen Aufklärung und eine engagierte Stimme, die den demokratischen Aufbruch in Osteuropa begleitet hat", würdigte ihn Kogler. "Wir werden seine Stimme und Analysen vermissen."

„Ein Jahrhundert-Journalist"

Der Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) sprach von einem traurigen Tag für Österreich. "Hugo Portisch hat die Politik Österreichs und der Welt den Menschen ins Wohnzimmer geliefert. Er hat Politik so erklärt, dass sie jeder verstanden hat", so Sobotka. Eine große, schmerzende Lücke hinterlasse der Tod von Hugo Portisch, reagierte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner. "Ein Jahrhundert-Journalist, eine moralische Instanz, ein standhafter Humanist. Uns alle hat er bereichert", so Rendi-Wagner. Die Stadt Wien sichert dem "Journalisten-Doyen" ein Ehrengrab, wie der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in einer Aussendung mitteilte. "Er war ein Vorbild für Generationen kritischer Journalisten. Keine und keiner erklärte so gut wie er komplizierte politische Zusammenhänge", sagte Ludwig.

"Österreich II und später Österreich I haben bei vielen jungen Menschen, wie auch bei mir persönlich, das Interesse für die Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte geweckt und gefördert. Wir verlieren in ihm einen großen Analysten und Kenner der österreichischen Politik, geschätzt und verehrt weit über die Grenzen Österreichs hinaus", ließ Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) wissen. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) erinnerte sich in einer Aussendung, wie er als junger Bub vor dem Fernseher saß und nicht zuletzt durch Portisch unsere Geschichte kennenlernte. Sein Tod hinterlasse eine Lücke, die nicht zu schließen sei. "Für all das, was er für unser Land geleistet hat, können wir ihm nicht genug danken", meinte der Außenminister.

Schöpfer eines „eigenen Genres"

In Gedanken bei seinen Angehörigen ist auch Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne): "Es ist selten, dass journalistische Beobachter den öffentlichen Diskurs so stark prägen, dass man von einem eigenen Genre, einer eigenen Kunstform sprechen kann. Hugo Portisch hat das vor allem, aber nicht nur mit den Fernsehserien 'Österreich I' und 'Österreich II' geschafft, und er hinterlässt Österreich damit einen großen - auch kulturellen - Schatz."

Gernot Blümel, Finanzminister und Landesparteiobmann der ÖVP Wien und Landesgeschäftsführerin Bernadette Arnoldner schrieben: "Portisch war der Doyen unter den österreichischen Journalisten, ein 'Vollblutjournalist', der in unterschiedlichsten Rollen Mediengeschichte geschrieben hat. Vor allem als Chefkommentator im ORF hat er es wie kaum ein Zweiter verstanden, komplizierte Zusammenhänge in einfachen Worten zu erklären."

"Ich habe wie viele österreichische Journalistinnen und Journalisten einen Freund verloren, die Bevölkerung hat mit dem Tod von Hugo Portisch ihren Geschichtslehrer verloren. Ich darf im Namen der Neos, aber auch ganz persönlich, der Familie dieses großartigen Menschen unser herzlichstes Beileid ausdrücken. Er war uns allen ein großes Vorbild", würdigte ihn Neos-Nationalratsabgeordneter Helmut Brandstätter. "Mit dem Tod Hugo Portisch hat uns heute eine prägende Figur Österreichs verlassen, deren Lücke sich nur schwer schließen lassen wird," reagierte FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer.

„Geschichtsbewusstsein geprägt"

Als einer "der wichtigsten und prägendsten Journalisten Österreichs" wurde Portisch am Donnerstag von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bezeichnet. Darüber hinaus sei Portisch ein für viele Generationen unverzichtbarer Begleiter und hochkompetenter Erklärer gewesen und habe "unser Geschichtsbewusstsein und unser Weltbild" geprägt.

"Hugo Portisch war ein Meister im Verständlichmachen von geschichtlichen wie aktuellen Zusammenhängen." Mit diesen Worten hat Kardinal Christoph Schönborn den Verstorbenen gewürdigt. Portisch habe es verstanden, die komplexe Welt einfach und glaubwürdig zu erklären. Tief betroffen zeigte sich auch "Reporter ohne Grenzen Österreich"-Präsidentin Rubina Möhring: "Als Initiator des Rundfunk-Volksbegehrens im Sinne der Unabhängigkeit des ORFs und als jemand, der die journalistischen Leitsätze wie jenen der gewissenhaften Recherche besonders gelebt hat, war er für uns alle ein großes Vorbild und wird sehr fehlen". Als "Vorbild für Generationen kritischer Journalisten" bezeichnete der Österreichische Journalist*innenclub (ÖJC) Portisch.

Ö1 ändert in memoriam der am Donnerstagmittag verstorbenen Journalistenlegende Hugo Portisch sein Programm. Ö1 wiederholt am Freitag ab 16.05 Uhr die Sendung "Hugo Portisch, wie ihn kaum wer kennt", die im Februar im "Salzburger Nachtstudio" ausgestrahlt wurde, teilte der Radiosender mit. Dieses basiert auf einem bis dahin unveröffentlichten 30-stündigen Gespräch, das der Salzburger Verleger Hannes Steiner vor einigen Jahren mit Portisch geführt und aufgenommen hat.

(APA)

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