Leitartikel

Wegschauen bei Burma darf nicht zur Option für den Westen werden

Der Protest (hier in der Stadt Mandalay) flaut nicht ab, die Militärjunta setzt auf Gewalt.
Der Protest (hier in der Stadt Mandalay) flaut nicht ab, die Militärjunta setzt auf Gewalt.REUTERS
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Das Militärregime schießt sogar auf Kinder. Welcher Weg am Ende aus diesem Albtraum führen kann, ist offen. Der Druck von außen darf nicht nachlassen.

Bis heute ist nicht ganz klar, was General Min Aung Hlaing geritten hat. Denn es lief eigentlich gut für den 64-Jährigen: Die korrupten Militärs in Burma verdienten Unsummen, seit sich das Land um 2011 herum zaghaft zur Demokratie wandte und auch der Westen seine Scheu ablegte, mit den in einem halben Jahrhundert Militärdiktatur verrohten Soldaten und Apparatschiks lukrative Geschäfte zu machen.

Trotzdem beschloss Hlaing im Februar, alles über den Haufen zu werfen. Er behauptete, die Wahl im Herbst sei – paradoxerweise unter seinem gestrengen Auge – gefälscht worden, die Armee müsse nun die Nation retten. Hlaing sei eitel, herrisch, nicht immer rational, berichten jene, die das burmesische Militär über Jahre studiert haben. Im Sommer hätte der General in Pension gehen sollen.

Statt der Rente steuert er das Land nun in Massenproteste, bei denen mehr als 500 Menschen gestorben sind. Seine Untergebenen feuern auf Demonstranten, die sich gegen den von ihm inszenierten Putsch stemmen. Das Ausmaß der Entmenschlichung, die in den Köpfen der Soldaten stattgefunden haben muss, ist schwer begreifbar: Da werden einjährige Babys von Gummigeschossen im Gesicht getroffen. Am Palmsonntag stand ein Zehnjähriger vor dem Sarg seines 13-jährigen Freundes, der neben ihm erschossen worden war. Ein UN-Ermittler spricht von „Massenmord“. Die UN-Sondergesandte für Burma sagte am Donnerstag: „Ein Blutbad steht unmittelbar bevor.“

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