Beistand

Spitalsseelsorger: Betroffen sein gehört dazu

Krankheit und Tod sind für Seelsorger in Krankenhäusern nichts Außergewöhnliches. Die Zustände auf den Corona-Stationen sind aber selbst für sie eine große Herausforderung.

Wien. Die Sonne scheint über Wien, wenn Ernestine Radlmair-Mischling ihr tägliches Ritual in der Kapelle des Allgemeinen Krankenhauses abhält. Bevor sie um neun Uhr ihren Dienst als Seelsorgerin antritt, lässt sie hier alles zurück, was sie privat beschäftigt – die nächsten acht Stunden gehört ihr Herz allein den Patienten.

Das siebenköpfige Kernteam, das Radlmair-Mischling seit rund drei Jahren leitet, arbeitet auf sogenannten Schwerpunktstationen. „Das Haus ist so riesig, das können wir nicht flächendeckend betreuen. Früher gab es die Idee, dass jeder Patient jede Woche einen Besuch von uns bekommt – das war aber nicht möglich“, sagt Radlmair-Mischling. Deshalb kommen die Seelsorger zwei- bis dreimal wöchentlich zu ihren jeweiligen Stationen und sprechen sich dort mit den Pflegern ab, welche Patienten sie dringend brauchen. Eine Pastoralassistentin und ein Priester sind immer im Dienst, zu besonders fordernden Zeiten auch bis zu 25 ehrenamtliche Seelsorger. Bei den „Initialbesuchen“ geht Radlmair-Mischling von Zimmer zu Zimmer und fragt, ob ein Gespräch gewünscht ist.

Psychiatrie „abgeschottet“

Die Psychiatrie hat eine eigene Kapelle und zwei Seelsorger. „Es gibt natürlich keinen eisernen Vorhang, es kommen immer wieder Patienten von der Psychiatrie in unsere Kapelle, und dann entsteht Kontakt. Grundsätzlich ist es aber eine eigene Klinik mit einer eigenen Arbeitsweise“, sagt Radlmair-Mischling. Die Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Seelsorger sei dort noch intensiver. Die Seelsorger gehen mit der Visite mit und laden die Patienten zu sich ins Büro zu Gesprächen ein oder gehen spazieren, weil sie körperlich meist nicht so eingeschränkt sind.

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