Verkehr

Wien, Berlin, Paris: Pop-Up-Radwege führten zu mehr Radverkehr

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THEMENBILD: GRUeNE FARBE FUeR WIENS RADWEGEAPA/GEORG HOCHMUTH
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Laut einer Studie in 106 europäischen Städten vermehrten sich die Radler durch die Maßnahme um elf bis 48 Prozent. Unklar ist, ob die Zunahme ein dauerhaftes Phänomen bleibt.

In der Corona-Pandemie haben zahlreiche Metropolen auf Pop-Up-Radwege gesetzt, bei denen Fahrradfahrer vorübergehend eine Fahrbahn-Spur oder ein Parkstreifen nutzen können. Nicht nur in Wien gab es heftige Debatten darüber, ob es sich dabei nur um teure Symbolpolitik handelt oder damit mehr Menschen vom Auto oder öffentlichen Verkehr umsteigen. Eine im Fachjournal "PNAS" veröffentlichte Studie legt nun nahe, dass Pop-Up-Radwege tatsächlich zu deutlich mehr Radverkehr führen.

Für ihre Untersuchung haben Sebastian Kraus und Nicolas Koch vom Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) die Daten von 736 amtlichen Fahrrad-Zählstationen in 106 europäischen Städten - inklusive Wien - sowie Daten des Monitorings des Europäischen Radfahrerverbands zu den "Corona-Radwegen" genutzt. Störfaktoren wie die grundsätzlich höhere Motivation, in Zeiten der Pandemie mit dem Rad statt mit der U-Bahn zu fahren, oder Unterschiede bei Bevölkerungsdichte, Dichte des Öffi-Netzes, Topografie oder Wetter wurden herausgerechnet.

Das Ergebnis: Als Einzelmaßnahme haben die Pop-Up-Radwege von März bis Juli 2020 zu einer Zunahme des Radverkehrs zwischen elf und 48 Prozent geführt. Die Autoren gehen davon aus, dass der Effekt dann am größten ist, wenn es in Städten ein großes Potenzial für Fahrradverkehr gibt, bisher aber die Wege dafür gefehlt haben. Nachdem Pop-Up-Radwege vielfach auf Hauptstraßen eingerichtet wurden, seien durch diese auch Lücken im Radnetz gefüllt und so das gesamte Netz verbessert worden.

Nachhaltig oder Pandemie-Effekt?

Ob die Zunahme des Radverkehrs auch nachhaltig ist, muss sich laut den Wissenschaftern allerdings erst weisen: "Es ist weitere Forschung notwendig, um zu untersuchen, ob dieser Wandel nachhaltig ist und ob ähnliche Ergebnisse auch abseits einer Pandemie erreicht werden können." Sie plädieren jedenfalls für eine "sauber gemachte Wirksamkeitsevaluierung" anstelle von ideologischen Grundsatzdebatten über städtische Verkehrsplanung und Klimapolitik.

>> Zur Studie

(APA)

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