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„Wir wollen das Crowdinvesting-Konzept zu Ende denken“

Kurt Praszl, Co-Gründer und CEO von RECrowd.
Kurt Praszl, Co-Gründer und CEO von RECrowd.RECrowd
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Für Kurt Praszl, Co-Gründer der Crowdinvesting-Plattform RECrowd, war die Corona-Krise ein Startturbo. Gedanken über eine boomende Szene, die Demokratisierung für Investoren und die Idee eines Full Service-Konzepts für Anleger.

Im Interview

Kurt Praszl ist CEO, Gründungsmitglied und Teilhaber von RECrowd, einer Crowdinvesting Plattform für Immobilien mit Sitz in Wien. Der 51-jährige Steirer ist Mentor, Mediator, Unternehmensentwickler und Senior Consultant.

Herr Praszl, Sie sind mit Ihrer RECrowd-Plattform im Juni 2020, also mitten in der Pandemie, gestartet. Warum gründet man in der Krise ein Unternehmen?

Wir haben lange den Markt beobachtet. Die mittlerweile größte Krise unseres Landes seit dem zweiten Weltkrieg hat unseren Start eigentlich nur beschleunigt. Immobilien sind ein sicherer Hafen. Investments in dieser Assetklasse hat es schon immer gegeben, jedoch waren sie in der Regel einem kleinen Personenkreis vorbehalten. Wir treten mit RECrowd als ein (Groß-)Investor auf den Markt und haben zugleich die stetig wachsende Gemeinde der Crowd hinter uns. So können wir attraktive Projekte mitfinanzieren. Ein Teil unserer Motivation für den Markteintritt war also die Idee der Demokratisierung für Investoren. Und wir wollten das Crowd-Konzept für diese Investmentklasse konsequent bis zu Ende denken.

Es gibt in Österreich bereits eine gut etablierte Szene an Crowdinvesting-Plattformen, die sich auf Immobilien spezialisiert hat. Warum braucht es noch eine Plattform und was unterscheidet RECrowd von den Wettbewerbern?

Ja, es gibt diese Szene, und die Mitbewerber haben mindestens fünf Jahre Vorsprung. Trotzdem oder gerade deswegen sind wir auf den Markt gegangen, weil uns bei den bestehenden Plattformen bis dato der entscheidende Ansatz gefehlt hat. Den liefern wir nun mit unserem Modell des Full Service Crowdinvesting – womit wir bei dem Aspekt sind, den ich mit „zu Ende denken“ meinte. Die Idee dahinter: Wir fühlen uns unseren Investoren gegenüber nicht nur verpflichtet, dass der Investitionsprozess gut funktioniert, sondern auch dass der Rückfluss samt Zinsen gewährleistet wird. Denn kein Immobilien-Crowdinvestingprojekt ist nach der vorgesehen Laufzeit erfolgreich, wenn die Verwertung, sprich der Verkauf der Einheiten nicht klappt.

Was uns weiter unterscheidet – und zum Full Service-Konzept passt -, ist unsere Eigentümerstruktur. RECrowd hat mit RE/MAX-DCI einen Partner, der seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Verwertung von Immobilien höchst erfolgreich am Markt agiert und dessen Netzwerk weit über die Grenzen Österreichs hinausreicht. Wir können bei Bedarf unterstützen – in einer Zeit, in der Crowdinvesting als alternatives Finanzierungsinstrument immer mehr an Bedeutung gewinnt. Verstärkt wird dieser Trend durch die zunehmenden Regulierungen des Finanzmarktes durch Basel III und die am Horizont bereits sichtbaren Kriterien von Basel IV, die wegen der Finanzkrise von 2007/2008 und den damit verbundenen Bankenpleiten entwickelt wurden.

Mittels Crowdinvesting soll die Masse an Kleinanlegern zum Zug kommen. Ab 250 Euro ist man bei RECrowd zwar schon dabei, aber selbst mit acht Prozent Verzinsung hätte man dann nach einem Jahr gerade einmal 20 Euro verdient. Zu welcher Höhe beim Investitionsbetrag würden Sie Kleinanlegern sinnvollerweise raten?

Grundsätzlich gilt im Sinne der Risikominimierung, dass es gut ist, nur jene Summen anzulegen, die frei verfügbar sind und die nicht die Liquidität einschränken. Sinnvoll ist es zu streuen, also die Investitionsbeträge auf mehrere Projekte aufzuteilen. Das durchschnittliche Investment bei RECrowd beträgt 2451 Euro pro Investment und wird von uns zusammen mit den Zinsen kostenfrei für Investoren verwaltet und terminisiert ausgeschüttet. Damit können sich Kleinanleger schon mal so manchen Urlaub finanzieren - oder auch das Geld wieder reinvestieren. Wer entsprechende Investitionssummen über einen Jahreszeitraum gut verteilt, hat jedenfalls regelmäßig attraktive Erträge. Wir arbeiten übrigens gerade an einem Produkt, das einem passiven Einkommen sehr nahe kommt, und werden damit in absehbarer Zeit „live“ gehen.

Auf der Internet-Startseite Ihrer Plattform prangt ganz oben: „Bis zu 8 % Zinsen, Null Euro Gebühren, 12 bis 36 Monate Laufzeit“ – sprich außergewöhnlich hohe Rendite, gebührenfreies Geschäft, relative kurze Bindung. Muss man da noch das „Kleingedruckte“ suchen oder wo ist der Haken?

Das sogenannte Kleingedruckte gibt es bei uns nicht. Wir erklären und informieren auf unserer Webseite ausführlich, dass es sich um ein Nachrangdarlehen handelt. Im schlimmsten Fall kann man bei einem Projektausfall also das Investment verlieren. Aufgrund des Nachranges gibt es aber keine Nachschusspflicht. Wie schon erwähnt tragen wir als einzige Plattform mit unseren Partnern massiv zur Vollverwertung des Projektes bei und minimieren damit das Risiko eines Ausfalls. In der Regel gelingt es uns, in sehr frühen Projektphasen einen hohen Anteil an Verwertung zu erzielen. Unser nächstes Projekt auf der Plattform hat beispielsweise noch vor dem Baustart bereits den Status der Vollverwertung erreicht.

Um auf Ihrer Plattform zu investieren, muss man sich bloß registrieren, ein Projekt auswählen und dann per Mausklick den Investitionsbetrag auswählen. Haben Sie keine Angst, unbedarfte Laien zu etwas zu verführen, das im schlimmsten Fall mit dem Totalverlust des eingesetzten Kapitals endet?

Es gehört zu den Vorteilen der Digitalisierung, dass man heutzutage solche Prozesse sehr einfach und unkompliziert anbieten kann. Das bedeutet aber nicht, dass wir kein Verantwortungsbewusstsein haben oder jemanden zu einer Handlung mit unangemessenem Risiko verführen wollen. In diesem Sinne klären wir unsere Investoren genau darüber auf, was sie bei uns tun und worauf sie sich einlassen. Wir selbst unterliegen strengen Auflagen und die Investoren sind zusätzlich durch das Konsumentenschutzgesetz geschützt. Ein Rücktritt vom Investment ist innerhalb von 14 Tagen möglich. Und ich kann sagen: Wir haben bis dato noch für jedes Anliegen eines Investors eine passende Lösung gefunden.

»„Wir gehen weiterhin von satten Zuwachsraten aus. Die EU-Crowdinvesting-Verordnung wird für zusätzliches Leben am Markt sorgen.“«

Kurt Praszl, Co-Gründer der Crowdinvesting-Plattform RECrowd.

Es heißt auf Ihrer Webseite, dass es nur wenige der vielen Anfragen schaffen, auf die Plattform zu kommen. Nach welchen Kriterien sortieren Sie aus? Und wieviele Projektanfragen werden im Schnitt angenommen?

Es gibt eine Vorsortierung und da fällt schon vieles heraus. Dann findet im Unternehmensboard eine Prüfung des Projektes nach wirtschaftlichen Kriterien und im Hinblick auf die Chancen der Verwertbarkeit statt. Wenn auch diese Hürde übersprungen ist, lassen wir das Projekt zusätzlich extern durch eine Kanzlei prüfen. Nur wenn all diese Schritte erfolgreich gegangen wurden, nehmen wir ein Projekt an. Im Schnitt passiert das bei jeder fünften Anfrage.

Wie schätzen Sie den Crowdinvesting-Markt in Österreich in den kommenden Jahren ein?

Der Markt verändert sich, aber nicht nur wegen Corona. Crowdinvesting wird an Bekanntheit zulegen. Wir gehen weiterhin von satten Zuwachsraten aus. Die EU-Crowdinvesting-Verordnung wird zusätzlich für mehr Leben am Markt sorgen und darüber freuen wir uns natürlich sehr. Das heißt aber nicht, dass wir übermütig werden. Wir wollen gesund wachsen und werden uns dabei primär auf heimische Immobilien konzentrieren. Das Motto der Risikominimierung gilt nicht nur für unsere Investoren, sondern selbstverständlich auch für uns selbst.

> > > Mehr Informationen unter: www.recrowd.at/

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