Bayerische Staatsoper

Ein Holzhammer-„Rosenkavalier“

„Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding“ – und die Kosky-Inszenierung des „Rosenkavalier“ in München auch, aber nicht im positiven Sinn. Im Bild: Marlis Petersen als Marschallin vor der alles beherrschenden Standuhr (Bühne: Rufus Didwiszus).
„Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding“ – und die Kosky-Inszenierung des „Rosenkavalier“ in München auch, aber nicht im positiven Sinn. Im Bild: Marlis Petersen als Marschallin vor der alles beherrschenden Standuhr (Bühne: Rufus Didwiszus).[ Wilfried Hoesl ]
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München war immer stolz auf seine Richard-Strauss-Tradition. Zum Ausklang der Ära Bachler scheint es jetzt auch damit fürs Erste vorbei zu sein.

Die Zeit, ja, die ist ein „sonderbar Ding“, verrät uns die meistzitierte Textzeile aus Hugo von Hofmannsthals Libretto. Also beginnt und endet die Handlung in Münchens Neuproduktion mit einer Uhr. Oder sogar in einer Uhr, genau genommen: Die Liebesszene zwischen der Marschallin und ihrem jugendlichen Verehrer Octavian ereignet sich im Kasten einer Standuhr, deren Pendel dann der Frau, die übers Älterwerden sinniert, als Schaukel dient. Ein ganz alter Mann sitzt zuletzt über dem Zifferblatt.

Er kommt bei Hofmannsthal nicht vor, aber – apropos sonderbar – in politischen korrekten Zeiten brauchen wir einen alten weißen Mann anstelle eines kleinen Dieners, der im Personenverzeichnis anno 1911 noch „ein kleiner Neger“ heißen durfte. Die zauberhaften Pointen um ihn sind natürlich 2021 perdu. Wie überhaupt alles, was sich bei Hofmannsthal an Nuancen und Zwischentönen findet.

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