Analyse

Was vom „neuen Stil“ geblieben ist

September 2017 in der Wiener Stadthalle: Der neue ÖVP-Chef Sebastian Kurz begeht mit rund 10.000 Anhängern offiziell den Wahlkampfauftakt.
September 2017 in der Wiener Stadthalle: Der neue ÖVP-Chef Sebastian Kurz begeht mit rund 10.000 Anhängern offiziell den Wahlkampfauftakt.Georges Schneider / picturedesk.
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Kein Streit in der Koalition, kein Anpatzen, keine Packelei: Mit diesem Versprechen ist ÖVP-Chef Sebastian Kurz 2017 angetreten. Das Bild, das er vom frischen Politik-Stil gezeichnet hatte, hat zuletzt Kratzer bekommen.

Das erste Mal, dass Sebastian Kurz vom neuen Stil spricht – oder zumindest das erste Mal, dass es dokumentiert wurde –, war am 21. Mai 2011. Michael Spindelegger wurde gerade zum Obmann der ÖVP ernannt. Kurz, selbst JVP-Chef, gratuliert ihm herzlich zur Wahl, bedankt sich aber auch bei Spindeleggers Vorgänger. „Josef Pröll hat mit seiner Arbeit an einem neuen politischen Stil gearbeitet.“

Der neue Stil also: Die meisten Chefs kündigen ihn zu Beginn ihrer Amtszeit an. Auch in anderen Parteien. Aber niemand außer Kurz ging dabei so konsequent vor: Als er 2017 die ÖVP übernahm, sollte es keine Partei mehr sein. Sondern eine Bewegung. Kurz wollte keine Zwischenrufe aus den Ländern. Sondern die Lizenz, ein Machtwort zu sprechen. Kein biederes Schwarz mehr, sondern das frische Türkis. Überhaupt sollte das Farbspektrum in Österreich erweitert werden: Rot-Schwarz regiert seitdem nicht mehr.

Kurz selbst beschrieb diesen neuen Stil gern so: „Wir werden andere nicht anschütten. Wir werden bewusst auf Angriffe nicht mit Gegenangriffen reagieren.“ Man werde einen „neuen Stil im Umgang miteinander prägen“. Kein Anpatzen, kein Streit mit dem Koalitionspartner, keine alte Packelei. Mit diesem Versprechen war Kurz erfolgreich. Und ist es immer noch. Vor allem in den letzten Tagen hat das Bild, das er vom neuen Stil gezeichnet hatte, aber etliche Kratzer abbekommen.

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