Architektur & Design

Stadtflucht mit Tiny Houses: So putzig ist die Zukunft

Designklassiker: der von Wallace Merle Byam in den 1920er-Jahren entworfene, seither ständig verbesserte „Airstream“.
Designklassiker: der von Wallace Merle Byam in den 1920er-Jahren entworfene, seither ständig verbesserte „Airstream“. [George Rose/Getty]
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Die diversen Lockdowns haben eine neue Sehnsucht nach dem Häuschen in der grünen Freiheit entfacht – eine teure Angelegenheit, nicht nur in der Anschaffung. Das Tiny House hingegen stellt die flexible Minimalvariante der vorübergehenden Stadtflucht dar.

Nach einem Jahr unter der lähmenden Glocke der Pandemie bestehen kaum Zweifel daran, dass die Welt nur verändert aus dieser Krise hervorgehen kann. Möglicherweise wird der Wandel langfristig sogar markanter ausfallen, als wir uns dieser Tage auszumalen imstande sind. Denn der Fermentationsprozess hat erst eingesetzt, und jetzt schon gärt es in den unterschiedlichsten Lebensbereichen quer über den Globus. Das Virus besetzt Verhalten und Denken, es entzweit Familien und spaltet Gesellschaften entlang vorhandener, doch nie verhandelter Haarrisse. Andererseits bündelt es die Kräfte, etwa die der Wissenschaften. Es spaltet und vereint, lähmt und beschleunigt zugleich, und es wird selbstverständlich auch die Gestaltung unserer Arbeits- und Lebenswelten beeinflussen, und damit unmittelbar die Architektur.

Was bedeutet es etwa, wenn wir künftig einen Teil der Büroarbeit zu Hause erledigen und das fraktale Arbeiten zum Alltag wird? Die endlich aufgeworfene Frage ist viel größer als die nach hastig daheim aufgestellten Schreibtischen und novellierten Gesetzestexten, denn sie umfasst ebenso veränderte Mobilität, optimierte vernetzte Technologie und führt letztlich zu adaptiertem Städtebau, vielleicht sogar zu einer veränderten Sicht der Raumordnung. Wer den Optimismus noch nicht verloren hat, könnte in der sogenannten Krise also auch die viel gepriesene Chance sehen, denn wann, wenn nicht jetzt kann, ja sollte manches hinterfragt und vielleicht sogar niedergerissen werden, was bisher als in Beton gegossen galt?

Apropos: Die Annahme, als Haus gelte prinzipiell nur, was auf Fundamenten ruhe, war schon vor der Pandemie falsch. Vor allem in den USA ist das Bewohnen mobiler Kleinhäuser seit Jahrzehnten Usus. Wer umziehen will, nimmt sein Häuschen Huckepack, stellt es auf Räder und sucht das Weite. Für eine erhebliche Beschleunigung und Neubewertung dieser zuvor typisch amerikanischen Wohn- oder besser Lebensform sorgte ab 2007 übrigens die Finanzkrise. Die Idee des sogenannten Tiny House erreichte schließlich auch Europa. Der Unterschied: In der in vielen Bereichen hoffnungslos überregulierten Alten Welt ist alles verboten, was nicht erlaubt ist, während es in den USA genau umgekehrt ist.

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