LITERATUR

Alles drückt und würgt

Elegisch: Ivica Prtenjačas Tagebuch eines Aussteigers.

Einst galt sie als eine der sieben Todsünden: die Acedia, die Trägheit des Herzens, der Überdruss, der meist mit einer Welt- und Menschenverachtung einhergeht. Heilung davon sucht der Held in Ivica Prtenjačas Roman „Der Berg“ auf ebendiesem. Der erhebt sich gut 700 Meter über den Meeresspiegel auf einer kroatischen Insel. Dorthin zieht sich der Mann aus der Kulturbranche für drei lange Sommermonate in eine „Karaule“, eine Bergwarte, zurück. Drunten an den Küsten tobt der Sommertourismus, während er dort droben ein mönchisches Dasein führt, allein mit einem alten Esel, Panzerschleichen und Wildschweinen.

Wer sich erwartet, dass der Protagonist nach der monatelangen Einsamkeit geläutert und erleuchtet von seinem Hochsitz in die Welt zurückkehrt, der sollte erst gar nicht mit dem Lesen beginnen. Prtenjačas Roman ist keine Erbauungslektüre für spirituell Hungrige. Es ist eher ein nüchtern gehaltener Bericht über die „Auszeit“. Täglich macht er seinen Rundgang mit Visconti, dem Esel, „rings um uns lauern Schlangen und Wildschweine, rings um uns sind Menschen, die in ihrer Dummheit Feuer mit sich herumtragen und ihren Abfall wegwerfen“. Der Ich-Erzähler betrachtet sich als eine Art Leuchtturmwächter, der sofort (per solarbetriebenem Handy) meldet, wenn irgendwo Rauch zu sehen ist.

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