Mein Samstag

Lückenhafte Lektüre

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Ich habe ein mit Filzstiften gestaltetes Medium namens „The Time“ gefunden, das der Frage nachging, wieso Gründonnerstag und Karfreitag eigentlich so heißen.

Vergangenen Sonntag habe ich vor unserer Haustür neben der „Presse am Sonntag“ auch ein mit Filzstiften gestaltetes, offenbar brandneues („seit 2021“) Medium namens „The Time“ gefunden. Dessen Titelgeschichte passend zur Karwoche der Frage nachging, wieso Gründonnerstag und Karfreitag eigentlich Gründonnerstag und Karfreitag heißen. Dazu eine Leiste mit Ankündern aus den Ressorts Tiere (ein Tukan), Essen (Grün essen am Gründonnerstag) und Menschen (Unser harter Knochen). Themen also, die sich rein zufällig mit dem aktuellen Religions- und Biologiestoff des im selben Haushalt lebenden Kindes decken.

„Ist die Zeitung etwa von dir?“ frage ich. „Es ist ein Magazin“, sagt das Kind. Und bevor ich es lese, möge ich auf den kleinen Zettel blicken, der mit einer Büroklammer an die Zeitschrift geheftet ist. „Wegen einem Streik“, steht da, „können wir Ihnen heute nicht die ganze Zeitschrift liefern. Bitte um Entschuldigung.“ Tatsächlich sind die Seiten drei bis neun (von zehn) schneeweiß, offenbar hat das Magazin-Macher-Kind etwas zu spät mit der Produktion begonnen. Daher umfasst die Ausgabe diesmal nur die Titelgeschichte, die aber auch die Frage aufgreift, wieso der Karfreitag auf Englisch „Good Friday“ heißt (die Antwort laut „The Time“: Man weiß es nicht so genau, es könnte von God's Friday kommen.) Und die„Rätsel Fun“-Seite zehn, mit Witzen (in Ausgabe eins: „Treffen sich zwei Fische“... Sie wissen schon), Cartoons und einem Sudoku.

Da freue ich mich schon auf die nächste Ausgabe, sage ich. Leider, sagt das Kind, hast du dein Abo gekündigt (Hatte ich je eines abgeschlossen?). Ein neues Abo sei nun leider teurer, wie viel ich denn bereit wäre zu zahlen? Zwei Euro im Monat, schlage ich vor. Zwei Euro pro Ausgabe, sagt das Kind. Wir einigen uns also auf zwei Euro pro Ausgabe, woraufhin das Kind das auf 52 Wochen hochrechnet und begeistert ob seiner neuen Nebeneinkünfte ist. Daher warte ich am Ostersonntag nicht nur auf den Osterhasen, sondern auch auf eine vielleicht etwas vollständigere „The Time“. In diesem Sinne: Frohe Ostern, mit ausreichend Lektüre!

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2021)

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