Zehntausende Christen aus aller Welt reisen normalerweise zu Ostern nach Jerusalem. Heuer fällt das Fest viel kleiner aus, auch wenn Gottesdienste wieder möglich sind.
Einen derartigen Menschenauflauf hatte Jerusalems Altstadt seit vielen Monaten nicht gesehen: Hunderte Christen zogen am Karfreitag auf den Spuren Jesu durch die Via Dolorosa, Mönche in braunen Kutten, Geistliche in festlicher Tracht, lokale arabische Christen in Wind- und Lederjacken. Einige von ihnen trugen ein schweres Holzkreuz auf den Schultern bis zur Grabeskirche, dort, wo der Legende nach einst Jesus ans Kreuz geschlagen wurde.
Die blauen Masken, die die Gläubigen über Mund und Nase gespannt hatten, erinnerten daran, dass längst noch nicht Normalität eingekehrt ist in der Heiligen Stadt. Doch dass die Menschen überhaupt prozessieren können, dass sie sich in den Kirchen zur heiligen Messe versammeln und gemeinsam beten dürfen, bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen erheblichen Fortschritt – und für viele einheimische Christen eine große Erleichterung. „Es herrscht eine gewisse Zufriedenheit darüber, dass die Dinge sich verbessern“, sagt Wadie Abunassar, Berater und Sprecher der katholischen Kirche im Heiligen Land.