Leistungsdruck

Wenn die Arbeitssucht im Burn-out endet

Steigender Leistungsdruck führt immer öfter zu Überarbeitung.
Steigender Leistungsdruck führt immer öfter zu Überarbeitung.Imago Images
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Steigender Leistungsdruck führt immer öfter zu Überarbeitung. Ab wann diese ungesund wird.

Sogar bei Goldman Sachs steigen die jungen Investmentbanker auf die Barrikaden. Sie wollen weniger arbeiten. Die Nachwuchskräfte der New Yorker Bank arbeiteten durchschnittlich mehr als 95 Stunden pro Woche und schliefen nur fünf Stunden pro Tag. Das geht aus einer im Februar veröffentlichten Studie hervor, die das Arbeitspensum im Finanzbereich untersucht hat. „Es hat Zeiten gegeben, zu denen ich von morgens bis nach Mitternacht nicht gegessen, geduscht oder etwas anderes getan habe als zu arbeiten“, berichtet ein Analytiker.

Die Überarbeitung hat auch Folgen für die psychische und physische Gesundheit. Drei Viertel der befragten Banker gaben an, wegen arbeitsbedingten Stresses psychologische Beratung erwogen zu haben. Die Investmentbanker forderten eine Beschränkung der Wochenarbeitszeit auf 80 Stunden und die Einhaltung des arbeitsfreien Samstags. Goldman-Sachs-Chef David Solomon reagierte auf den öffentlichen Druck und kündigte an, die hohe Arbeitsbelastung etwas zu reduzieren. An der Firmenkultur der amerikanischen Investmentbank, die Leistung als oberste Maxime ansieht, dürfte sich deswegen aber nichts ändern.

»„Es hat Zeiten gegeben, zu denen ich von morgens bis nach Mitternacht nicht gegessen, geduscht oder etwas anderes getan habe als zu arbeiten.“«

Goldman-Sachs-Analytiker

Gerade im Finanzsektor und in den obersten Managerriegen – „überall dort, wo viel Geld und viele Zahlen im Spiel sind“ – sei das Arbeitspensum meist am höchsten, sagt Stefan Häseli. Als Coach und Unternehmensberater machte er die Erfahrung, dass sich in den Chefetagen größerer Konzerne, aber auch unter Selbstständigen immer mehr Workaholics tummeln. Das Problem ist oft eine stark zielorientierte Unternehmenskultur, in der die Bereitschaft, Fehler zu machen, nicht unterstützt wird. Dazu komme oft großer Konkurrenzkampf unter den Mitarbeitern. Diese Voraussetzungen treiben vor allem jüngere Menschen, die sich im Berufsalltag erst beweisen müssen, in Überarbeitung. Laut einer Umfrage der Allianz Gruppe Österreich aus dem Jahr 2019 setzt die Burn-out-Gefährdung immer früher ein. Bereits 41 Prozent der 18- bis 34-Jährigen empfinden eine akute Stressbelastung am Arbeitsplatz – mehr als jede andere Altersgruppe.

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