Steirisches Pflegeheim: Patienten schwer misshandelt

Symbolbild Pflegeheim
Symbolbild Pflegeheim(c) APA (HARALD SCHNEIDER)
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Im steirischen Pflegeheim Schwanberg sollen psychisch Kranke beschimpft, verletzt und vergewaltigt worden sein. Misshandlungen sollen von der Leitung verschleiert worden sein.

GRAZ (APA, red.). In einem weststeirischen Pflegeheim soll es seit Jahren zu schweren Misshandlungen gekommen sein. Die Staatsanwaltschaft Graz bestätigte, dass Ermittlungen eingeleitet worden sind. Laut Informationen der „Kleinen Zeitung“ soll es sich bei den Misshandlungen in dem Heim der steirischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) in Schwanberg um Beschimpfungen, Körperverletzungen und eine vertuschte Vergewaltigung handeln. Die Heimleitung habe dies aber verschleiern wollen.

Der Fall war durch Angestellte ins Rollen gekommen, die beim Landeskriminalamt Anzeige erstattet hatten. Sie berichteten von angeblichen Körperverletzungen durch das Pflegepersonal. Außerdem hätte die Pflegeleitung einem Patienten, der sexuell abartig orientiert gewesen sei, die Ausübung seiner sexuellen Praktiken erlaubt, die schließlich zu einer Vergewaltigung geführt hätte. Die Übergriffe sollen sich über einen Zeitraum von fünf Jahren erstrecken.

Laut den bisherigen Einvernahmen habe es einerseits Übergriffe von Patienten untereinander, andererseits aber auch Tätlichkeiten von Personal gegenüber Pflegebedürftigen gegeben. Seitens der Führung wurde angeblich versucht, die Angelegenheiten zu vertuschen, auch mittels dienstrechtlicher Drohungen.

Hämatome und Nasenbeinbruch

Die Betreuten einer Pflegerin hätten regelmäßig Hämatome aufgewiesen, in einem Fall sei ein Nasenbeinbruch festgestellt worden. Eine gehbehinderte Frau sei mit einem Fußtritt zu Boden befördert worden. Von Seiten der KAGes hieß es, es stünden „furchtbare Verdächtigungen“ im Raum, „wir werden alles tun, um zu einer raschen Aufklärung beizutragen“. Von der Anstaltsleitung war zunächst niemand erreichbar.

Dem Land waren Probleme im Pflegeheim Schwanberg bereits vor zwei Monaten zugetragen worden. Wie es aus dem Büro von Spitalslandesrätin Bettina Vollath (S) hieß, habe die Zentralbehindertenvertrauensperson über Gerüchte berichtet. Man habe umgehend den Vorstand der KAGes informiert und um Prüfung gebeten. Allerdings hätten sich die Fakten nicht erhärtet, die Prüfung habe kein Ergebnis gebracht. Aufgrund neuer Informationen müsse es jetzt eine Neubewertung und Sofortmaßnahmen geben.

Im Sonderpflegeheim Schwanberg, das über 164 Betten verfügt und offen geführt wird, werden psychisch chronisch Kranke betreut.

("Presse"-Printausgabe, 22. September 2010)

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