Porträt

Stefanie Sourial: Alles andere als unsichtbar

Die Performancekünstlerin Stefanie Sourial will versteckte Welten sichtbar machen. Der „Presse“ erklärt sie, warum Kunst politisch korrekt sein sollte.

Mit versteckten Orten kennt sich Stefanie Sourial aus. Mit eisernem Willen auch. Wie sonst hätte sie als junge Frau auf dem Fahrrad die scheinbar grenzenlosen Vororte von Kairo nach einem ganz bestimmten Ghetto absuchen können? Zumal kaum jemand von ihrem Vorhaben wissen durfte und Fahrradfahren für Frauen überhaupt verpönt gewesen sei. Und all das fürs Theaterspielen! "Stundenlang habe ich jeden Tag nach diesem Viertel gesucht. Nach einer Woche habe ich es dann endlich gefunden", erzählt Sourial.

Die in Krems aufgewachsene, in Wien lebende Künstlerin ist mit vielen Disziplinen vertraut, sie schreibt Stücke und inszeniert, hat ein Musikalbum aufgenommen, macht Stand-up-Comedy, Choreografien und lehrt Performancekunst an der Akademie der bildenden Künste. Zur Untätigkeit ließ sie sich auch damals, mit zwanzig in Kairo, nicht verdammen. Eigentlich war sie dorthin gezogen, um Kindern Englisch beizubringen bis sich herausstellte, dass die Organisation, die sie engagiert hatte, damit nur eine Förderung abholen wollte. Nur für ein Foto wurde Sourial am ersten Tag ins Ghetto gebracht, Unterricht gab es keinen. Also organisierte Sourial ihren eigenen und beschloss, mit den Kindern Theater zu spielen. Aber dazu musste sie das Viertel erst einmal wiederfinden. Das Durchfragen auf der Straße half nicht weiter, ihre eigenen Ortskenntnisse aus jährlichen Verwandtenbesuchen auch nicht. "Meiner Familie konnte ich nicht erzählen, dass ich dorthin fahren will, die hätten das gar nicht erlaubt."

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