Mit dem Truppenaufgebot setzt der Kreml Kiew unter Druck und fordert auch den neuen US-Präsidenten Joe Biden heraus. Erstmals seit der Einigung auf das Minsker Abkommen 2015 scheint erneut eine größere militärische Eskalation in der Ukraine möglich. Warum gerade jetzt?
Moskau/Kiew. Seit mehreren Tagen dringen beunruhigende Nachrichten aus dem flachen Grenzland zwischen der Ukraine und Russland: Moskau konzentriert Militäreinheiten entlang der Grenze und auf der Krim. Auch in sozialen Medien sind zahlreiche Clips aufgetaucht, die die Truppenbewegungen dokumentieren sollen. So vorsichtig man bei diesen Veröffentlichungen sein muss: Datenexperten ist in mehreren Fällen die regionale Zuordnung gelungen.
Über die Stärke des Aufmarschs gibt es widersprüchliche Angaben. Die „New York Times“ zitierte eine anonyme US-Quelle, die von 4000 Mann sprach – was für das große Gebiet tatsächlich sehr wenig wäre. Laut dem ukrainischen Generalstabschef, Ruslan Chomtschak, befinden sich 28 Bataillone im grenznahen russischen Territorium bzw. auf der Krim. Das wären etwa 22.000 Mann. 25 weitere Kampfgruppen könnten noch hinzukommen, so Chomtschak, der vor einer „Bedrohung für die militärische Sicherheit des Staates“ warnte.