Gericht

Googles Milliardensieg gegen Oracle

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FILE PHOTO: The Google logo is displayed outside the company offices in New YorkREUTERS
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Der jahrelange Streit um angebliche Copyright-Verletzungen bei Android ist beendet.

Washington. Google feiert einen seiner größten juristischen Siege in den vergangenen Jahren. Der Internetkonzern setzte sich in einem neun Milliarden US-Dollar schweren Copyright-Gefecht gegen den Softwarespezialisten Oracle durch. Das Urteil des Supreme Courts war im gesamten Silicon Valley mit Spannung erwartet worden, hatte es doch das Potenzial, die Art und Weise, wie Software entsteht, grundlegend zu verändern.

Zum Hintergrund: Google hatte vor über zehn Jahren für sein mobiles Betriebssystem Android etwa 11.300 Zeilen Code der Programmiersprache Java verwendet – ohne dafür zu bezahlen. In Summe besteht Android aus mehreren Millionen Programm-Zeilen.
Oracle, das mit der Übernahme von Sun Microsystems im Jahr 2010 auch Java mit eingekauft hatte, sprach von „Diebstahl“ und forderte neun Milliarden Dollar an Entschädigungszahlungen für die unterlassene Lizenzierung durch Google. Konkret ging es um Programm-Schnittstellen (APIs), die eine reibungslose Zusammenarbeit unterschiedlicher Software zu ermöglichen. Sie erleichtern es etwa Softwareentwicklern, die an die Programmiersprache Java gewöhnt sind, auch Applikationen für Android-Betriebssysteme zu bauen. Sun Microsystems, der ursprüngliche Erfinder der Java-Software, begrüßte die Nutzung der Software durch Google übrigens stets ausdrücklich. Erst die Übernahme durch Oracle sollte das ändern.

Prominente Unterstützer

Sowohl Oracle als auch Google hatten damit argumentiert, dass jedes Urteil zu Gunsten des Gegners die Innovationskraft des Technologie-Sektors massiv gefährde. Sei es, weil große Konzerne mangels ausreichender Copyright-Möglichkeiten weniger Geld in Innovation investieren würden, wie Oracle behauptete. Oder sei es, weil junge Unternehmen durch den Zwang teure Lizenzen erwerben zu müssen, in ihrer Schaffenskraft gebremst würden, wie Google behauptete. Beide Streitparteien fanden auch prominente Unterstützer. Die Technologiekonzerne IBM, Mozilla und Microsoft schlugen sich auf die Seite Googles. Mit Oracle kämpften vor allem Branchen, in denen Urheberrechte eine große Rolle spielen, darunter Verlage und Musik-Labels aber auch der frühere US-Präsident Donald Trump.

Juristen und Open-Source-Entwickler hatten das Votum des Obersten Gerichtshofs mit Spannung erwartet, weil ein Sieg Oracles weitreichende Konsequenzen für Urheberrecht und Lizenzierung von APIs gehabt hätte. Das Erstgericht hatte zunächst entschieden, dass derartige Schnittstellen grundsätzlich nicht urheberrechtlich schützbar seien. Doch diese Meinung hielt nicht in allen Instanzen. Zuletzt hatte Oracle ein Urteil zu seinen Gunsten in der Tasche. Die Richter des Obersten US-Gerichtshofs entschieden nun jedoch endgültig mit sechs zu zwei Stimmen zu Gunsten von Google.

Google wechselt zu SAP

An den Börsen reagierten die Aktionäre der Google-Mutter Alphabet erfreut auf die Nachricht vom Sieg vor Gericht. Die Papiere des Technologiekonzerns zogen kurz nach Bekanntwerden des Urteils deutlich an. Auch Inhaber von Oracle-Papieren können allerdings aufatmen. Die Aktien blieben trotz der Hiobsbotschaft stabil im Plus. Am Dienstag setzte Google noch einmal nach: Konzernmutter Alphabet wird bei seiner Finanzsoftware vom US-Anbieter Oracle zur deutschen SAP wechseln, andere Oracle-Software wolle man jedoch weiterhin verwenden. (auer/ag)

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