Die chinesischen Tech-Giganten bespielen längst unsere Wohnzimmer. Panik bringt nicht viel, ein bisschen Vorsicht wäre aber auch in Europa ratsam.
Wenn Sie Kinder haben, ist die Chance ziemlich groß, dass Sie schon einmal von TikTok gehört haben. Vielleicht haben Sie Ihre Kleinen in den Osterfeiertagen beobachtet, wie sie sich beim Tanzen mit dem Smartphone filmen, ihre Gesichter in die Kameras halten, die lustigsten Posen einstudieren. Vermutlich haben Sie dabei ein bisschen in sich hinein geschmunzelt. Das Herumgehampel ist ja auch zuckersüß, der Tanzenthusiasmus sicher nur eine Phase, und am Ende schadet das doch niemandem.
Aber die Sache mit TikTok ist nicht so einfach. Die Video-App gehört dem chinesischen Tech-Giganten ByteDance, der sein Hauptquartier in Peking hat und – klassisch kommunistisch – im Steuerparadies Cayman Islands registriert ist.
Der Konzern ist eine der heißesten Aktien, was die Entwicklung von künstlicher Intelligenz betrifft. Und weil die wiederum ganz oben auf der Agenda des Regimes in Peking steht, beherbergt ByteDance auch sein eigenes Mini-Komitee der Kommunistischen Partei. Das verbringt seine Zeit mitunter damit, die Reden des Parteisekretärs und großen Führers Xi Jinping zu studieren, wie das US-Magazin „Quartz“ im Vorjahr berichtete.
Wie wichtig der richtige ideologische Hintergrund ist, durfte ByteDance-CEO und TikTok-Gründer Zhang Yiming bereits lernen. Der 38-Jährige musste vor drei Jahren einen öffentlichen Entschuldigungsbrief an die Kader schreiben. Der Anlass: Er hatte eine App für das chinesische Publikum entwickelt, mit der sich Witze, lustige Videos oder Bilder teilen ließen. Doch die Partei lachte nicht.