Hans Küng, Konzils-Theologe, danach jahrzehntelang umtriebiger und umstrittener katholischer Theologe mit Büchern in Millionenauflage, ist im 94. Lebensjahr verstorben. Ex-Papst Benedikt hat seinen Lieblingsgegner verloren.
Kirchenkritiker, Kirchenrebell, unbeugsamer Vordenker für Reformen: Etikettierungen wie diese waren Hans Küng seit Jahrzehnten wohl vertraut. Gut möglich, dass der gebürtige Schweizer mit ihnen sogar geliebäugelt hat. Geschadet haben sie seinen zahlreichen Publikationen keinesfalls, eher im Gegenteil. Übersetzungen in mehr als 30 Sprachen und Auflagen seiner Bücher in Millionenhöhe beweisen das. Am Dienstag ist einer der großen Theologen der katholischen Kirche, einer der großen Denker der Welt, der sich zuletzt für sein Projekt Weltethos stark gemacht hat, kurz nach Vollendung seines 93. Lebensjahres verstorben.
Hans Küng war einer der letzten noch lebenden unmittelbaren Zeitzeugen und Mitarbeiter beim Zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965. Schon mit für ein derartiges Amt sehr jungen 32 Jahren war er nach Tübingen in Baden-Württemberg an den Lehrstuhl für Fundamentaltheologie berufen worden. In jenes Tübingen, in dem er Jahrzehnte später nun, wie es heißt, friedlich entschlafen ist.
Während der römischen Jahre als Konzilsberater war er einer der entschlossensten Vorpreschenden, wenn es um den Weg der katholischen Kirche zu einem erneuerten Selbst- wie auch Weltverständnis und eine neue Definition der Beziehungen zu den anderen Weltreligionen ging. Er traf dabei einen Mann, gleichfalls ein Theologe auf dem Weg zum Weltrang, der in vielem zu seinem Mitkämpfer wurde: Joseph Ratzinger.