Die Generalsekretärin der Menschenrechtsorganisation warnt vor einem langsamen Tod des Kreml-Kritikers.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die Haftbedingungen des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny stark kritisiert. "Russland, die russischen Behörden, bringen ihn möglicherweise in eine Situation eines langsamen Todes und versuchen zu verbergen, was mit ihm geschieht", sagte Agnes Callamard, die Generalsekretärin von Amnesty International (AI), am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Es sei offensichtlich, dass die russischen Behörden Nawalnys Rechte verletzten. Die Haftbedingungen kämen der Folter gleich, da er Schlafentzug ausgesetzt sei und keinen Zugang zu einem Arzt hätte, dem er vertrauen könne, so Callamard.
AI war im Februar in Kritik geraten, als die Menschenrechtsorganisation Nawalny den zuvor zugesprochenen Status als „Gewissensgefangenen“ aberkannte. AI erklärte damals, dass frühere Aussagen des Oppositionellen mit den hohen Standards dieses besonderen Status nicht vereinbar gewesen wären. Dennoch wollte sich AI weiterhin für die Freilassung Nawalnys einsetzen.
Der Kreml lehnt bisher ab, sich zu Nawalnys Gesundheitszustand zu äußern und verwies darauf, dass es sich um eine Angelegenheit des föderalen Strafvollstreckungsdienstes handle. Die Behörde erklärte vergangene Woche, dass der 44-Jährige alle notwendigen Behandlungen erhalte.
Nawalny setzt Hungerstreik fort
Alexej Nawalny hat angekündigt, seinen Hungerstreik fortzusetzen, obwohl sich sein Gesundheitszustand zuletzt verschlechtert habe. Neben Rücken- und Beinschmerzen leidet er nach eigenen Angaben inzwischen auch an Fieber und Husten. Drei Mithäftlinge seien wegen Tuberkulose in ein Krankenhaus eingewiesen worden. Einem Zeitungsbericht zufolge wurde Nawalny auf eine Krankenstation verlegt und auf das Coronavirus getestet. Der Test zeigte am Mittwoch ein negatives Ergebnis an, wie Reuters berichtete.
Nawalny ist einer der prominentesten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er hatte 2020 einen Giftanschlag in Russland überlebt und war in Deutschland ärztlich behandelt worden. Bei der Rückkehr in seine Heimat im Jänner wurde er festgenommen und zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Dies wurde international scharf kritisiert, die EU und die USA haben zusätzliche Sanktionen gegen Russland verhängt. Nawalny macht Putin persönlich für den Giftanschlag verantwortlich. Putin und die Regierung weisen eine Beteiligung zurück.
(APA/Reuters)