Reportage

Das Kalifat im Flüchtlingscamp von al-Hol

Scharia und ein eigenes Finanzsystem: Im nordsyrischen Lager hat der IS ein geheimes Regime errichtet. Nun greifen kurdische Soldaten ein.

Die schwarz verschleierten Frauen rufen aufgeregt nach den Kindern und verschwinden mit ihnen in den Zelten. Nach wenigen Momenten sind die steinigen Wege im al-Hol-Camp plötzlich wie ausgestorben. Nur ein, zwei Frauen sieht man noch, die in ihren verstaubten Abayas am Boden knien und Wäsche in Plastikschüsseln waschen. Sie reagieren nicht, wenn man sie anspricht. Nicht einmal auf „Salam alaikum“, die traditionelle muslimische Grußformel.


Wie alle anderen Frauen im größten Internierungslager für IS-Angehörige in Nordostsyrien wollen auch diese nichts mit den ungläubigen Besuchern zu tun haben. Was bleibt, ist Stille. Und dann fliegen die ersten Steine. Die Geschosse eines Dutzends Jugendlicher prasseln immer näher.
„Sie sind unverbesserlich“, sagt Jussef, der einen der Stände auf dem Lager-Marktplatz gemietet hat, die mit Eisengittern geschützt sind. „Und irgendwie ist das kein Wunder, denn diese Jungen tragen Namen wie ,Schwert Allahs‘.“ Der 29-Jährige verkauft Wasser, Cola und andere Getränke durch eine Luke in den Gitterstäben.

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