Die vierte und achte Schulstufe sowie die Maturanten nehmen ab Montag wieder vor Ort Platz. So wünscht sich das der Bildungsminister. Er sieht den Ost-Lockdown in den Schulen ohnehin mit Skepsis.
Im Osten des Landes befinden sich die Schulen im vierten Lockdown. In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland wird es (mindestens) noch die gesamte nächste Woche Fernunterricht geben. Allerdings nicht für alle Schüler. Bestimmte Gruppen können nämlich bereits ab Montag in den Klassenzimmern Platz nehmen.
So wünscht sich das Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP). Sein Ministerium bereitet eine entsprechende Verordnung vor. Konkret sollen die Abschlussklassen zurück in die Schule geholt werden – und zwar an „allen Nahtstellen“. Gemeint sind damit also die Schüler der vierten Klasse Volksschule, der vierten Klasse Mittelschule und AHS, der letzten Klasse der berufsbildenden mittleren Schulen sowie die Maturanten.
Diese Schulstufen stünden in den nächsten Wochen vor besonderen Herausforderungen. Deshalb brauche es in diesen Fällen Präsenzunterricht, wie es aus dem Bildungsressort heißt. Für die vierten Klassen der Volksschule wird es diesen an allen fünf Wochentagen geben. Für alle anderen Abschlussklassen gibt es wieder einen im Zweitagesrhythmus wechselnden Schichtbetrieb. So auch für die Maturanten. Sie haben nun nur noch drei Wochen lang regulären Schulbetrieb.
Schularbeiten finden statt
Einlass in die Schulen gibt es vereinzelt auch für andere Klassen. Denn Schüler dürfen trotz Ausgangssperren für Schularbeiten vor Ort Platz nehmen, müssen davor jedoch einen Coronatest ablegen. Mit dieser Ausnahme sollen Verschiebungen im Kalender und Schularbeitsstress nach dem Lockdown vermieden werden. Wobei es in diesem Semester ohnehin nur eine Schularbeit pro Fach gibt. Auch Förderunterricht findet vor Ort statt.
Ganz geschlossen waren die Schulen in den Lockdownphasen nie. Denn eine Betreuung für die Kinder, die es brauchen, hat es immer gegeben. Die wurde von Politik und Schulleitung aber sehr unterschiedlich stark beworben. Dementsprechend schwankten die Besuchszahlen.
Derzeit nehmen in Wien neun Prozent der Schüler die Betreuung in Anspruch. Das ist wesentlich weniger als während der beiden Lockdowns im Herbst beziehungsweise nach Weihnachten. Zahlen aus Niederösterreich und dem Burgenland fehlen.
Minister für Schulschließung auf Bezirksebene
Die Frequenz wird an den Schulen durch die vom Bildungsministerium in Aussicht gestellten Lockerungen mit Sicherheit steigen. Das birgt ein pandemisches Risiko. Der Bildungsminister geht das aber durchaus bewusst ein. Er hält die Schulen für einen „kontrollierten Ort“. Immerhin werde dreimal pro Woche getestet und es seien zwei Drittel bis drei Viertel der Lehrer geimpft.
Wäre es alleine nach Faßmann gegangen, wäre die „Osterruhe“ an den Schulen im Osten des Landes gar nicht pauschal verlängert worden. Er wünscht sich ein „regional differenziertes Vorgehen“. Die Schulen sollten nur in jenen Bezirken und Gemeinden geschlossen werden, die eine Woche lang eine Sieben-Tage-Inzidenz von 400 aufweisen und wo der Anstieg nicht durch ein spezifisches Ereignis erklärbar ist. Auf Bezirksebene würde das derzeit nur auf Melk und Scheibbs zutreffen.
Ost-Veto gegen Lockdown-Verordnung(en)
Regional differenziert wird derzeit bei allen Lockdown-Maßnahmen vorgegangen - allerdings nur differenziert nach Bundesländern. Erst am Dienstag hat sich die Regierung mit den Landeshauptleuten der drei Ost-Länder auf eine weitere Verlängerung der Maßnahmen bis zum 18. April geeinigt. Der Handel bleibt geschlossen, die Schulen sind (großteils) im Fernunterricht und die Ausgangsbeschränkungen gelten rund um die Uhr.
Für die Verlängerung braucht es aber noch eine Verordnung. Die Idee des Gesundheitsministeriums wäre gewesen, das Verordnen dieses Mal an die Bundesländer zu delegieren. Nachdem es sich nicht um einen bundesweiten Lockdown handelt, hielt man das für durchaus naheliegend.
Das hätte auch bedeutet, dass der Hauptausschuss des Nationalrats nicht mehr befasst werden muss. Die Länder hätten für ihre Verordnungen nur den Sanktus von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) benötigt. Allerdings spielten Wien, Niederösterreich und das Burgenland hier nicht mit. Die drei Länder stellten klar, dass ihnen eine Bundesverordnung lieber wäre. Und so kommt es nun auch.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2021)