Der russische Regisseur Kirill Serebrennikow hat nach eineinhalb Jahren Hausarrest den globalen Lockdown erlebt. Jetzt macht er an der Staatsoper aus der Gralsburg eine Haftanstalt: Ein Gespräch.
Die Qualität einer Zivilisation zeige sich, wenn man ihre Gefängnisse betrete, sagte einst Fjodor Dostojewski. Die Qualität der neuen „Parsifal“-Produktion an der Wiener Staatsoper wird sich vielleicht auch an der Beschaffenheit eines Gefängnisses zeigen. Denn ein solches ist in der Inszenierung die Burg Monsalvat, in der der Heilige Gral aufbewahrt wird.
Wie viel ein Gefängnis mit dem „Parsifal“ zu tun hat, wird sich in der Aufführung weisen. Mit dem russischen Regisseur Kirill Serebrennikow jedenfalls hat es viel zu tun. 2017 wegen angeblicher Veruntreuung staatlicher Fördergelder verhaftet, wurde ihm ein ein undurchsichtiger Prozess gemacht, er war eineinhalb Jahre lang im Hausarrest. 2020 wurde er zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Er darf zwar mittlerweile in Russland reisen, aber wann ihm das auch im Ausland wieder erlaubt sein wird, ist, ganz pandemieunabhängig, ungewiss.