Bei Zusammenstößen in der nordirischen Hauptstadt Belfast wurden bisher mehr als 40 Polizisten verletzt.
Die nordirische Hauptstadt Belfast kommt nicht zur Ruhe. Mittwochabend und in der Nacht auf Donnerstag wurde die Stadt erneut von schweren Krawallen erschüttert. Dabei wurde auch ein Linienbus angegriffen und in Brand gesetzt. Die Polizei rief die Bevölkerung dazu auf, mehrere Areale im Stadtgebiet zu meiden, in denen sich Menschen zusammengerottet hatten. Auf im Internet kursierenden Videos war zu sehen, wie ein Doppeldeckerbus zunächst mit Brandsätzen beworfen wurde und später komplett ausbrannte. Berichten zufolge wurde auch ein Medienfotograf attackiert.
Der Vorfall ereignete sich an einer Kreuzung zwischen einem protestantischen und einem katholischen Wohnviertel.
In der britischen Provinz Nordirland kommt es seit Tagen zu nächtlichen Krawallen, bei denen inzwischen mehr als 40 Polizisten verletzt wurden. Nach Ansicht der Sicherheitsbehörden stecken dahinter teils militante protestantisch-loyalistische Gruppierungen, die auch im Drogenhandel tätig sind.
Streit eskalierte nach Beerdigung
Angeblicher Auslöser für die Ausschreitungen ist die Entscheidung der Staatsanwaltschaft, hochrangige Politiker der katholisch-republikanischen Sinn-Fein-Partei nach der Teilnahme an der großen Beerdigung eines ehemaligen IRA-Terroristen nicht wegen Verstößen gegen die Corona-Regeln zu belangen.
Auch der Sonderstatus Nordirlands, wie er im Brexit-Abkommen festgelegt wurde, stößt auf Widerstand in Teilen des protestantischen Lagers. Der britische Landesteil ist de facto Teil des EU-Handelsraums geblieben, um Warenkontrollen an der Grenze zum EU-Mitgliedsstaat Republik Irland zu verhindern. Stattdessen müssen nun Kontrollen an den Häfen stattfinden, wenn Waren aus den anderen Teilen des Vereinigten Königreichs nach Nordirland kommen.
Im jahrzehntelangen Nordirland-Konflikt starben fast 4000 Menschen. Protestantische Befürworter der Union mit Großbritannien standen überwiegend katholischen Anhängern einer Vereinigung mit der Republik Irland gegenüber. Der offene Konflikt endete erst 1998 mit dem Karfreitagsabkommen.
(APA/dpa)