Pizzicato

Tanz auf dem Vulkan

Warum Björnsdottirs und Samuelsons zum Vulkan gehen, die übrigen Nordländer und Mitteleuropäer aufs Eis.

Die Namen der isländischen Hauptstadt, von Pop-Elfen und Fußball-Wikinger auf dem Eiland am nordwestlichen Rand des Kontinents gehen für Europäer – und generell für Nicht-Skandinavier – noch einigermaßen flüssig über die Zunge. Ein Suffix, -dóttir oder -son, zeigt in einer binären Welt an, ob es sich um Weiblein oder Männlein handelt. Einfach und übersichtlich. Bei Transgender-Personen wird die Sache allerdings schon haariger.

Islands Vulkane bringen die Ordnung vollends aus den Fugen. Als 2010 der Eyjafjallajökull ausbrach, Aschewolken ausstieß und den Flugverkehr über Europa tagelang lahmlegte, sodass Angela Merkel nach einer Odyssee aus Kalifornien und mehreren Zwischenstopps via Landweg über die Alpen nach Berlin zurückkehrte, verhaspelten sich Nachrichtensprecher und Moderatorinnen.

Der Fagradalsfjall, seit Wochen aktiv, ist längst kein so schwerer Zungenbrecher, für eine Feuertaufe aber umso gefährlicher. Das Lava-Spektakel lockt Tausende Schaulustige aus dem nahen Reykjavik an und verführt sie zu Verrenkungen für Instagram-Postings. Ein Fanal des Klimawandels oder doch nur Temperamentssache? Vom Golfstrom verwöhnt, tanzen feurige Björnsdottirs und Samuelsons auf dem Vulkan. Verwegene Nordländer und Mitteleuropäer zieht es bei Aprilwetter dagegen noch aufs Eis, wenn der Esel mit ihnen durchgeht.

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